Ostergeschenk der Superlative: Das wertvollste Fabergé-Ei überhaupt
Mit einem Schätzwert von bis zu 33 Millionen Dollar gilt das Dritte Kaiserliche Ei als teuerstes Fabergé-Ei der Welt.
Nach seiner spektakulären Wiederentdeckung im Jahr 2014 und dem Kauf durch den britischen Antiquitätenhändler Wartski ging das Ei in unbekannten Privatbesitz über, bevor es Berichten zufolge 2021 vom Londoner Victoria & Albert Museum zu einem unveröffentlichten Preis erworben wurde.
Zuletzt war es für die Öffentlichkeit bis Mai 2022 im Rahmen einer Fabergé-Ausstellung dieses Museums zugänglich.
Im Jahr 1887 von Fabergés Chefjuwelier August Holmström in St. Petersburg für Zar Alexander III. fertiggestellt, der es als orthodoxes Ostergeschenk desselben Jahres seiner Frau Maria Fjodorowna überreichte, zählt das Dritte Kaiserliche Ei zu den frühesten Fabergé-Eiern und folgte – getreu seines heutigen Namens – auf die ersten beiden Ostereier der Jahre 1885 und 1886.
Seinen unglaublichen Wert, selbst im Vergleich zu anderen Fabergé-Eiern, hat es seiner jahrzehntelangen Verschollenheit und einer ganz besonderen Überraschung im Innern zu verdanken.
Hintergrund: Peter Carl Fabergé und die Eier
Bevor wir in die Details des Dritten Kaiserlichen Eis springen, unternehmen wir einen kleinen Abstecher ins generelle Universum der Fabergé-Eier. Was hat es mit diesen Kreationen auf sich und warum genießen sie in der Kunstwelt einen so göttlichen Status?
Peter Carl Fabergé wird 1846 in Sankt Petersburg als Sohn eines französischen Goldschmieds geboren, der die Grande Nation aufgrund seiner hugenottischen Vorfahren verlassen musste. Nach dem Studium und der Übernahme des väterlichen Juweliergeschäfts in Dresden 1872 kehrt Fabergé nach Sankt Petersburg zurück, wo er im Eremitage arbeitet und durch die Restaurierung vieler historische Kunstwerke Inspirationen für seine eigene Arbeit sammelt.
Der große Durchbruch folgt im Jahr 1882: Auf der altrussischen Industrie- und Handwerksausstellung in Moskau begeistert er den Zaren Alexander III. mit der Replik eines Goldarmbands aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die der Herrscher nicht vom Original unterscheiden kann und daraufhin mehrere Arbeiten Fabergés erwirbt.
1885 beauftragt Alexander den Juwelier mit der Produktion des ersten Ostereis als Geschenk für seine Frau Maria Fjodorowna. Das sogenannte „Hennen-Ei“ fasziniert den Zaren so sehr, dass er Carl Fabergé zum königlichen Juwelier ernennt und fortan jedes Jahr ein Fabergé-Ei (der Wert fällt sehr unterschiedlich aus) als Ostergeschenk bestellt.
Nach dem Tod Alexanders II. setzt sein Sohn, Zar Nikolaus II., die Tradition bis zur Oktoberrevolution 1917 fort und erweitert sie sogar, indem er jährlich zwei Eier bestellt – eins für seine Mutter und ein anderes für seine Frau Alexandra.
Jedes Ei ist ein absolutes Unikat, widmet sich einem bestimmten Motto und wird aus teuersten Werkstoffen in einer Detailliebe gefertigt, die bis heute für Sprachlosigkeit sorgt.
Die meisten Exemplare lassen sich zudem öffnen und halten eine Überraschung im Innern bereit. Insgesamt 52 dieser „Kaiserlichen Eier“ entstehen zwischen 1885 und 1917 und werden in der heutigen Betrachtung strikt von den übrigen Fabergé-Eiern getrennt, die der Juwelier für vermögende Privatpersonen anfertigt.
Heute gelten sieben Exemplare als verschollen und zählen zu den meistgesuchten Mysterien der Kunstwelt. Würden Sie es finden und ein solches Fabergé Ei verkaufen, wären Sie auf Schlag Multimillionär.
Das „Uhren-Ei“ im Detail: Pure Romantik trifft höchste Juwelierskunst
Das Dritte Kaiserliche Ei zählt zu den spektakulärsten Kreationen des Petersburger Juweliers. Ungeöffnet inklusive Ständer nur 8,2 Zentimeter hoch, besteht das Ei selbst aus 18-karätigem Gelbgold und sticht durch seine starke vertikale Riffelung ins Auge. An der Vorderseite prangt ein großer Rosendiamant, dessen Drücken das obere Drittel des Eis öffnet und als Überraschung eine 14-karätige Gold-Damenuhr der Schweizer Luxusmarke Vacheron Constantin zum Vorschein bringt.
Die Vacheron Constantin Uhr im zeitlosen Design ist mit weißem Emaille-Zifferblatt, hauchdünnen Goldzeigern inklusive Diamentbesatz und einer Kombination aus römischen wie arabischen Ziffern gearbeitet.
Die Vacheron Constantin ist in eine Halterung eingepasst, die nach dem Öffnen des Eis ein manuelles Hochklappen der Uhr ermöglicht.
Noch aufwendiger ist der Ständer des Dritten Kaiserlichen Eis gestaltet: Aus Gold in drei verschiedenen Farben bestehend, hält er im Zentrum einen wellenförmig verzierten Ring zum Halten des Eis bereit, der von drei Beinpaaren gestützt wird.
Letztere kragen an der Oberkante bogenförmig aus, münden auf dem Boden in Löwentatzen und werden durch feine Girlanden aus Rosenblüten und Blättern in dreifarbigem Gold miteinander verbunden. Auch die Beinpaare und der obere Ring sind mit Ornamenten und Blütendekoren in atemberaubender Detailliebe verziert.
Jeweils in der Mitte zwischen zwei Beinpaaren prangt auf dem Ring ein großer Saphir als Cabochon, der wiederum von diamantbesetzten, goldenen Bögen umrahmt wird. Das Gesamtbild ist eine Mischung aus gewaltiger Opulenz und wunderschöner Romantik, wie man sie selten gesehen hat.
Vom Flohmarkt ins Museum: Ein spektakulärer Fund
Noch mehr als die ästhetischen Details ist es die mysteriöse Geschichte des Dritten Kaiserlichen Eis, das ihm zu seinem astronomischen Wert verholfen hat.
Nachdem es von 1886 bis 1887 unter Leitung des finnischen Goldschmiedemeisters August Holmström gefertigt wird, der bereits ab 1857 unter Carl Fabergés Vater Gustave als Werkstattleiter herausragende Arbeit leistet, erwirbt es Zar Alexander III. für 2160 Silberrubel und schenkt es seiner Frau Maria Feodorovna zum Osterfest 1887.
Nach der Februarrevolution 1917 wird das Ei unter des Regierung des Sozialrevolutionärs Karenski zusammen mit circa 40 anderen Eiern in die Rüstkammer des Moskauer Kremls gebracht und in eine offizielle Inventarliste aufgenommen. Nachdem die Zarenfamilie 1918 von den Bolschewisten ermordet wird (Maria Feodorovna gelingt die Flucht nach Dänemark), taucht das Dritte Kaiserliche Ei letztmals 1922 in einer Bestandsliste der kommunistischen Regierung auf.
Anschließend verlieren sich die Spuren des Eis. Bis zum 21. Jahrhundert taucht es nur ein einziges Mal an die Oberfläche: Im Jahr 1964, als es fernab der Öffentlichkeit von einer gewissen Mrs. Rena Clark im New Yorker Auktionshaus Parke-Bernet für 2.450 Dollar ein einen Unbekannten verkauft wird.
Das vorerst letzte Lebenszeichen des prunkvollen Kunstwerks. Erst 40 Jahre später, im Jahr 2004, lässt sich das Dritte Kaiserliche Ei wieder blicken: Auf einem Flohmarkt im mittleren Westen der USA, wo es ein Schrotthändler für rund 13.000 Dollar mit der Absicht erwirbt, den Gold- und Edelsteinwert später zum Materialwert weiterzuverkaufen. Ohne Erfolg – der Materialwert unterbietet die Erwartungen, sodass Fabergés Meisterwerk jahrelang neben Cupcakes und Obst auf der Küchentheke des Schrotthändlers verstaubt.
Erst, als 2012 Fotografien des Eis aus dem 1964er-Auktionskatalog von Parke-Bennet an die Öffentlichkeit geraten und das Ei im Rampenlicht der Presse steht, startet der ahnungslose Besitzer eine Google-Suche und erfährt von seinem faktischen Lottogewinn.
Eine Sensation! 2014 wird durch Vermittlung des Londoner Antiquitätenhändlers Wartski ein Käufer gefunden, das Ei erstmals nach 112 Jahren der Öffentlichkeit präsentiert und ein Verkauf zu geheimen Konditionen durchgeführt. Schätzungen reichen von 20 bis 33 Millionen US-Dollar.
Platz 2: Das Rothschild-Ei
Das zweitteuerste Fabergé-Ei ist kein „kaiserliches“ Ei, sondern eine der raren Privatanfertigungen. Im Jahr 1902 unter Carl Fabergés Aufsicht in der Werkstatt des meisterhaften Juweliers Michael Perkhin fertiggestellt und an Béatrice Ephrussi de Rothschild ausgeliefert, trägt es den Weltrekord für das teuerste öffentlich versteigerte Fabergé-Ei: Umgerechnet satte 12,5 Millionen Euro im Jahr 2007 bei Christie’s in London.
Der heutige Wert des im Sankt Petersburger Eremitage-Museum ausgestellten Kunstwerks wird jedoch auf mindestens 25 Millionen Euro geschätzt. Ein Grund dafür: Das Rothschild-Ei ist eines von nur drei Exemplaren, die mit einem komplexen Mechanismus ausgestattet sind.
Zu jeder vollen Stunde der integrierten Uhr öffnet sich Deckel des Eis und lässt ein diamantbesetztes Hähnchen herausschlüpfen, das begleitet von Kopfnicken und Flügelschlägen rund 15 Sekunden kräht. Auch seine ungewöhnlich stattlichen Ausmaße lassen das von rosafarbener Emaille und Goldverzierungen überzogene Ei aus der „Masse“ hervorstechen.
Platz 3: Das Krönungs-Ei
Welche Summen ein Fabergé-Ei wert sein kann, zeigt auch die Nummer Drei: Das 1897 zur Krönung von Zarin Alexandra Fjodorowna angefertigte Krönungs-Ei. Würde man das Fabergé Ei verkaufen wollen, ergäbe sich laut Sotheby’s-Schätzungen ein Erlös von 24 Millionen Euro.
Die Goldhülle des 12,7 Zentimeter langen Eis ist optisch an den Krönungsmantel der Zarin angelehnt und versteckt eine der detailreichsten Überraschungen aller Eier: Ein Modell der Kutsche, mit der Nikolaus II. und Alexandra nach ihrer Krönung gefahren wurden.
Die Detailliebe des goldenen Gefährts geht so weit, dass sich beim Öffnen der Türen kleine Fußstege ausklappen. Heute befindet sich das Ei in der Sammlung des russischen Oligarchen Wiktor Wekselberg, jedoch ohne seinen originalen Ständer, der im Laufe der Zeit verschollen ist.
*Bild-Quellen: Screenshots - The Jewellery Editor - https://www.youtube.com/watch?v=PhmIG3Kmxyo