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Ferrari 250 GTO – teuerster Ferrari der Welt

70 Millionen US-Dollar: Kein Ferrari ist wertvoller

Im Rahmen eines 2018 durchgeführten Privatverkaufs erreicht die silberblaue Chassis-Nummer 4153 GT des Ferrari 250 GTO einen Rekordpreis von schätzungsweise 70 Millionen Euro, womit sie bis heute den teuersten Ferrari aller Zeiten markiert.

Zum Zeitpunkt seines Verkaufs ist der 1963 hergestellte V12-Renner gleichzeitig das teuerste jemals gehandelte Automobil; ein Rekord, der erst 2022 vom Mercedes 300 SLR „Uhlenhaut-Coupé“ gebrochen wird. Käufer ist der US-amerikanische Unternehmer David MacNeil: Mit dem Verkauf hochwertiger Autofußmatten zum Multimillionär aufgestiegen, ist er heutzutage vor allem für sein Motorsport-Engagement berühmt und besitzt eine spektakuläre Autosammlung.

Warum MacNeil irrwitzige 70 Millionen Dollar für den 250 GTO bezahlt, erklärt neben der majestätischen Renngeschichte des 4153 GT als Gewinner der 1964 Tour de France sein ausgezeichneter Zustand, der ihn für viele Ferraristi zum besten 250 GTO der Welt macht. Die Auswahl ist beschränkt: Zwischen 1962 und 1964 produziert die Sportwagenschmiede aus Maranello nur 39 Exemplare des Rennwagens.

Übrigens: Im Jahr 2018 stellt ein anderes Exemplar des 250 GTO, das rote Chassis 3413 GT aus 1964, bei RM Sotheby’s den offiziellen Auktionsrekord für den teuersten Ferrari der Welt auf. Satte 48,4 Millionen US-Dollar werden erzielt. Als Referenz verdeutlicht die Summe, dass die geschätzten 70 Millionen Dollar des 4153 GT in realistischen Dimensionen rangieren.

Ultimativer Rennwagen mit Straßenzulassung

Die Geburtsstunde des Ferrari 250 GTO schlägt im Jahr 1962: Als aerodynamischere Fortsetzung des 250 GT für die Gran-Turismo-Rennkategorie konzipiert, kann der straßenzugelassene Homologationswagen von Privatfahrern für verhältnismäßig schlappe 72.000 DM (in heutiger Kaufkraft rund 150.000 Euro) erworben werden.

Die ersten Fahrzeuge werden vom legendären Konstrukteur Giotto Bizzarrini auf die Beine gestellt, der Ferrari jedoch mitten in der Entwicklungsphase zusammen mit anderen führenden Mitarbeitern verlässt. Infolgedessen wird die Produktion der übrigen 250 GTOs beim Karosseriebauer Scaglietti in Handarbeit übernommen.

Unter der offiziellen Typenbezeichnung „250 GT Competizione Berlinetta 1962“ werden bis 1964 drei verschiedene Versionen produziert: 33 Exemplare der sogenannten „Serie 1“, drei Modelle des leistungsgesteigerten 330 GTO sowie drei Autos der optisch stark modifizierten „Serie 2“, zu denen das von RM Sotheby’s versteigerte Chassis 3413 GT zählt. Die 70-Millionen-Variante gehört zwar „nur“ zur ersten Serie, punktet im Gegenzug aber mit einer beispiellosen Renngeschichte.

Le Mans, Nürburgring, Tour de France: 60 Jahre unfallfrei

Wer Oldtimer verkaufen möchte, weiß, dass prominente Vorbesitzer und andere Besonderheiten extreme Preiserhöhungen hervorrufen können. Das Chassis 4153 GT des Ferrari 250 GTO liefert den ultimativen Beweis für diese Erkenntnis: Ob Rallyes, Straßenrennen, Langstreckenrennen oder Bergrennen – der historische Super-Ferrari blickt auf eine spektakuläre Renngeschichte völlig ohne Unfälle zurück.

Nicht nur der vierte Platz im 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1963, sondern auch der Sieg bei der zehntätigen Tour de France für Automobile 1964 mit den Weltklasse-Rennfahrern Lucien Bianchi und Georges Berger am Steuer sowie die Teilnahme am 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring zählen zu den Meilensteinen des 4153 GT. Kein Wunder, dass die silberne Karosse später mehrere Preise für das beste Auto seiner Klasse beim Nobel-Oldtimertreff Concours d’Elegance gewinnt.

Ferrari 250 GTO, gefahren von Kalman von Czasy, beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring.

Die Originalität des Fahrzeugs ist von höchster Stelle bestätigt: 2012 stellt Ferrari dem 250 GTO sein begehrtes Klassikzertifikat aus. Dieses wertsteigernde Merkmal ist nicht zuletzt auf die professionelle Restaurierung durch den britischen Ferrari-Spezialisten DK Engineering in den 1990er-Jahren zurückzuführen.

Sie möchten näher in die Historie der Chassis-Nummer 4153 GT eintauchen? Das englischsprachige Werk „Ferrari 250 GTO – The autobiography of 4153 GT“ (ISBN: 978-1-907085-27-7) liefert mit über 300 Fotografien konkurrenzlose Einblicke.

Blickfang: Scaglietti-Karosse mit kurzem Radstand

Viele Old- und Youngtimer verkaufen sich erstklassig aufgrund ihrer markanten Optik, doch der Ferrari 250 GTO bildet eine Klasse für sich: Lange Haube, kurzes Heck und voluminöse Kotflügel formen das Ideal eines Sportwagens und treffen auf derartig anziehende Rundungen, dass der Flitzer von vielen Enthusiasten als schönstes Auto aller Zeiten beschrieben wird.

Von Scaglietti produziert, zeichnet sich die Karosserie durch einen kurzen Radstand von 2,40 Meter aus und begeistert durch ihr niedriges Trockengewicht von 900 Kilogramm. Streng genommen handelt es sich beim 250 GTO um einen Prototypen, der relativ zum 250 GT ein versteiftes Chassis besitzt und seine meisterhafte Performance auf der Rennstrecke durch eine ganze Trickkiste technischer Raffinessen erzielt – von Einzelradaufhängung bis zur hinteren Starrachse.

Während seiner kurzen Produktionszeit von 1962 bis 1964 durchläuft der 250 GTO eine permanente ästhetische Schönheitskur: Verschiedene Lüftungsöffnungen werden geändert, das Auto entwickelt sich hin zu einer vorne spitzeren und hinten breiteren Form.

3-Liter-V12: Legendärer Antrieb für Straße und Piste

Noch begehrenswerter als die Optik ist für viele Liebhaber nur der Antrieb des 250 GTO: Zum Einsatz kommt ein Zwölfzylinder mit rund 300 PS und drei Litern Hubraum, dessen Leichtbauweise und 60 Grad Bankwinkel vom ersten Ferrari-Motor aus 1947 (dem „Colombo-V12“) entlehnt sind. Pro Zylinder ergeben sich 250 Kubikzentimeter Hubraum, die namensgebend für den Sportwagen sind.

Colombo-V12 Motor des Ferrari 250 GTO

Einmal in Schwung gebracht, katapultiert die traditionsreiche Maschine den 250 GTO in 5,6 Sekunden auf 100 km/h (damals eine schwindelerregende Zahl) und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h – offiziell. In der Realität sind es eher 250 Sachen.

Ohnehin sind es nicht technische Details, die den tief im Gitterrohrrahmen verbauten V12 ikonisch machen: Vor allem der brutale, leidenschaftliche Sound der klassischen Frontmotor-Berlinetta verewigt den 250 GTO im Ferrari-Himmel. Kein anderes Auto dieser Ära, vielleicht sogar aller Zeiten meistert den Spagat zwischen Renn-Performance und Fahrspaß auf der öffentlichen Straße souveräner. Doch die komplexe Technik führt zu einem enormen Wartungsaufwand, der Rennteams extreme Kosten verursacht und erklärt, warum der 250 GTO so selten ist.

Übrigens:

Übrigens: Die drei Exemplare des 330 GTO besitzen einen vergrößerten Hubraum von knapp vier Litern, der die Leistung von 300 auf 390 PS anhebt. Sollte man je diesen Oldtimer verkaufen, sind neue Preisrekorde wahrscheinlich; bereits 1990 gerät ein 330 GTO für satte 17 Millionen Schweizer Franken unter den Hammer.

Von Ralph Lauren bis Nick Mason: Exklusivster Besitzerkreis der Welt

Mit seinem 250 GTO hat sich David MacNeil die Eintrittskarte zu einem der exklusivsten Clubs unseres Planeten gesichert. Wer den teuersten Ferrari aller Zeiten kauft, taucht in eine Art Geheimgesellschaft voller prominenter Namen ein: Neben Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason zählen Modeschöpfer Ralph Lauren und der britische Milliardär Lord Anthony Paul Bamford zum Kreis der 250-GTO-Besitzer.

Angeblich soll Bamford der einzige Mensch weltweit sein, der einmal zwei 250 GTOs gleichzeitig besaß. An interessanter Freizeitgestaltung mangelt es der Community nicht: Mitglieder werden zur exklusiven 250 GTO Tour eingeladen, die sich an den schönsten Orten Europas zusammenfindet. Ob dort über Ersatzteil- und Wartungskosten diskutiert wird, wagen wir zu bezweifeln.

Auch die finanziellen Voraussetzungen sind unterschiedlich: Wer seinen 250 GTO vor dem Start des Ferrari-Booms Ende der 1980er-Jahre erwarb, konnte die Rarität noch zu halbwegs humanen Konditionen bekommen. Mason bezahlte Mitte der 1960er-Jahre rund 35.000 Pfund für sein Chassis 3757GT, Ralph Lauren im Jahr 1985 für seinen 3987GT rund 650.000 US-Dollar.

Platz 2: Ferrari 335 Sport Scaglietti

Die vier ersten Plätze der weltweit teuersten Ferraris werden allesamt von verschiedenen 250 GTOs belegt, bevor mit dem 335 Sport Scaglietti eine andere Schönheit folgt. Im Jahr 2016 beim Pariser Auktionshaus Artcurial für 37,8 Millionen US-Dollar versteigert, knackt der nur viermal gebaute Rennwagen seinerzeit den Weltrekord für das teuerste Auto aller Zeiten und blickt auf eine spektakuläre Renngeschichte zurück.

Nachdem er 1957 bei diversen Rennen eingesetzt wird und prominente Namen wie Peter Collins, Maurice Trintignant und Wolfgang von Trips zu seinen Fahrern zählt, geht der 335 Sport Scaglietti in Ruhestand und überdauert die Jahrzehnte makellos. Satte 300 km/h erreicht das V12-betriebene, nur 880 Kilogramm leichte Monster mit seinen 390 PS.

Platz 3: Ferrari 290 MM Scaglietti Spider

Zu Ehren der Rennfahrer-Ikone Juan Manuel Fangio entworfen und wie der 335 Sport Scaglietti nur viermal gebaut, belegt der 1956er 290 MM Scaglietti Spider den dritten Platz unseres Rankings. 2015 von RM Sotheby’s für 28 Millionen US-Dollar versteigert, zeichnet sich das Modell durch eine faszinierende Motorsportgeschichte aus.

Übrigens: Wer heutzutage einen Ferrari Youngtimer verkaufen möchte, bleibt noch im einstelligen Millionenbereich. Objekt der Begierde ist der legendäre F50, der 2022 bei RM Sotheby’s einen neuen Preisrekord von knapp 5,4 Millionen US-Dollar aufstellt. Nummer acht von 349 produzierten Exemplaren hat erst 625 Kilometer auf dem Zähler. „Gewöhnliche“ Exemplare des 50-jährigen Jubiläumsfahrzeugs sind ebenfalls keine Schnäppchen und müssen mit rund 3 Millionen Euro kalkuliert werden.

*Bild-Quellen: wikipedia.org

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Verfasst von Redakteur