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McLaren F1 – teuerster Youngtimer der Welt

20,465 Millionen Dollar: Wertvollster Youngtimer aller Zeiten

Sein Auktionspreis von zuletzt 20,465 Millionen Dollar macht den McLaren F1 zum mit Abstand teuersten Youngtimer (Definition: 20 bis 30 Jahre altes Original) der Welt.

Am 14. August 2021 vom US-Auktionshaus Gooding & Company am Rande des Luxus-Autotreffens Concours d’Elegance im kalifornischen Pebble Beach versteigert, bricht der dreisitzige Hyper-Sportwagen mit BMW-Zwölfzylindermotor seinen eigenen Rekord erneut: Bereits 2019 wird ein anderes Exemplar des nur 106 Mal gebauten Jahrhundert-Briten in der seltenen LM-Spezifikation von RM Sotheby’s für 19,8 Millionen Dollar versteigert, nachdem Bonhams 2017 einen F1 für 15,6 Millionen Dollar unter den Hammer bringt.

Das 2021er-Rekordfahrzeug besitzt die Chassisnummer 029, ist das 25. gebaute Straßenfahrzeug und weist zwei große Highlights auf: Erstens befindet sich der McLaren mit 243 Meilen (391 Kilometern) auf dem Zähler in absolutem Neuzustand inklusive Original-Bereifung, angepasstem Gepäck und dem legendären Buch „Driving Ambition“, zweitens ist die Außenfarbe „Creighton Brown“ ein Unikat.

Aus der japanischen Privatsammlung stammend, war das Fahrzeug selten in der Öffentlichkeit zu sehen und setzt seinen neuen, anonymen Besitzer in eine Zeitkapsel, die eine Neu-Auslieferung wie im Produktionsjahr 1995 perfekt imitiert. Der japanische Vorbesitzer dürfte sich über sein Investment freuen: Ab Werk konnte ein F1 damals für 800.000 bis 1 Million US-Dollar bestellt werden.

Das „Ultimate Road Car“: Fahrersitz in der Mitte

Obwohl aktuellere Sportwagen-Giganten wie der Bugatti Chiron oder der Koenigsegg Jesko den 1998 aufgestellten, von Guinness World Records verzeichneten Geschwindigkeitsrekord von 386,4 km/h des McLaren F1 deutlich übertreffen, gilt der legendäre Brite aus der Feder des Stardesigners Gordon Murray für einen Großteil der Sportwagen-Fangemeinde bis heute als das „Ultimate
Road Car“, die perfekte Verkörperung eines puren, kompromisslosen Fahrerautos.

Keine gewichtssteigernden Sicherheitssysteme oder luxuriösen Extras, sondern eine ultraleichte, im Leerzustand nur 1.138 Kilogramm wiegende Karosse mit einem der weltweit ersten Carbon-Monocoques zeichnet den rohen Flitzer aus. Hier muss der Fahrer noch selbst schalten, Gefahren einschätzen entscheidet mit seinem Talent hinterm Steuer darüber, ob die Fahrt in unvergesslicher Ekstase oder tödlichem Verderben endet.

Sollten Sie jemals einen McLaren F1 im Rückspiegel bemerken, wird Ihnen das wohl markanteste Feature des Flitzers direkt ins Auge stechen: Der mittig positionierte Fahrersitz, dessen legendäre Rundumsicht nicht den einzigen Vorteil markiert.

Im Gegensatz zu beinahe jedem anderen Sportwagen verfügt die Rakete aus dem englischen Woking über zwei zusätzliche, leicht nach hinten versetzte Sitze, sodass ein geniales Dreisitz-Layout mit erstaunlicher Praktikabilität entsteht. Fun Fact: Im McLaren F1 sind zwei Innenspiegel verbaut – einer rechts, der andere links.

Gordon Murrays Traum: Mit BMW-V12 zur Realität

Als der F1 am 28. Mai 1992 in Monaco der Weltöffentlichkeit vorgeführt wird, versetzt er die Autowelt mit seinem stromlinienförmigen Design in eine staunende Schockstarre und offenbart technische Leistungen, wie sie zuvor nicht ansatzweise erreicht wurden. Gordon Murray, ab 1987 als technischer Direktor des McLaren-Motorsportteams engagiert, träumt seit Jugendtagen von der dreisitzen Verkörperung des ultimativen Straßenautos und überzeugt McLaren-Besitzer Ron Dennis von der Umsetzung seines Konzepts.

Nachdem Murray erfolglos versucht, Honda für die Produktion des F1-Motors zu begeistern, übernimmt BMW den Job und fabriziert eine spektakuläre Maschine: Der V12 namens S70/2 ist ein klassischer Saugmotor ohne Turbo- oder Kompressor-Aufladung, was für Gordon Murray aufgrund maximaler Zuverlässigkeit und Fahrerkontrolle ein unverzichtbares Kriterium markiert.

Aus 6 Litern Hubraum schöpft der Motor satte 627 PS, die den F1 mit Heckantrieb und 6-Gang-Schaltgetriebe in 3,6 Sekunden auf 100 km/h katapultieren. In heutigen Maßstäben kein spektakulärer Wert. Nach knapp 30 Jahren immer noch atemberaubend ist hingegen die Höchstgeschwindigkeit von standardmäßigen 372 km/h, die den F1 zum schnellsten Saugmotor-Sportwagen aller Zeiten machen. Möglich wird das Wahnsinnstempo nur durch ein perfektes Zusammenspiel von Power, Aerodynamik und federleichtem Gewicht.

Le-Mans-Legende mit Bus-Rückleuchten

Derartige Kräfte benötigen eine starke thermische Isolierung. Gordon Murrays Lösung für die starke Wärmeentwicklung ist legendär: Als Hitzeschild im Motorraum kommt echte Goldfolie zum Einsatz.

Generell werden im F1 nur die wegweisendsten Materialien seiner Ära genutzt:

Damals noch schwer zu verarbeitendes Carbon, gepaart mit Titan, Magnesium und Kevlar erinnern vielmehr an den Flugzeug- als den Automobilbau.

Das Gesamtpaket des McLaren ist seiner Zeit derartig voraus, dass der Sportwagen – obwohl er ursprünglich als reines Straßenauto konzipiert ist – in seiner umgebauten Rennversion (McLaren F1 GTR) diverse Rennen gegen waschechte Motorsport-Fahrzeuge gewinnt. Unvergesslich ist sein Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1995, der zum enormen Youngtimer-Wert und dem Mythos F1 in heutigen Tagen entscheidend beiträgt.

Beginnt unter Autofreaks ein Gespräch über den McLaren, wissen sie gar nicht, welche der verblüffenden Storys und Rekord-Fakten rund um die bereifte Rakete sie zuerst ansprechen sollen. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Schmetterlingstüren der Sportwagen-Ikone vom kleinen Toyota-Modell Sera inspiriert sind? Hätten Sie gedacht, dass der kompakte F1 kleiner als ein moderner Porsche Boxster ist? Oder dass die Rückleuchten des 20-Millionen-Flitzers von einem italienischen Bus übernommen wurden?

Besessen von Leichtgewicht: Fakten zum Staunen

Dass lediglich 627 PS zu Geschwindigkeiten jenseits der 350 km/h führen, ist ungewöhnlich und auf die radikale Schlankheitskur zurückzuführen, die Gordon Murray dem F1 auferlegt hat.

Zwar verfügt die pfeilschnelle Maschine erstaunlicherweise über eine Klimaanlage – in damaligen Sportwagen längst keine Selbstverständlichkeit – spart aber vor allem bei der Karosserie Gewicht: Nur 1,2 Millimeter dünn ist das Carbon-Monocoque des McLaren F1.

Murrays Besessenheit von Leichtgewicht setzt sich bis in die kleinsten Details des Sportwagens fort: So wurde für den Briten ein spezielles Titan-Werkzeugset zur Gewichtsersparnis entwickelt und Radio-Hersteller Kenwood musste ein System mit satten 50 Prozent Gewichtsersparnis entwickeln, bevor es im F1 verbaut wurde. Sogar das Leder der Sitze hat man auf die Hälfte seiner ursprünglichen Dicke reduziert, um fünf Kilogramm zu sparen.

Gleichzeitig legte Gordon Murray höchsten Wert auf ein unvergessliches Kundenerlebnis. Würde man den Youngtimer verkaufen, müsste dem neuen Besitzer erst einmal der komplizierte, an einen Kampfjet erinnernde Startvorgang des Motors erklärt werden.

Jeder McLaren F1 wurde seinerzeit mit einer speziellen Armbanduhr von TAG Heuer sowie einem individuellen Kofferset ausgeliefert, das nahtlos in die beiden, an den Fahrzeugseiten positionierten Kofferräume passt. Sogar eine spezielle, auf die Beifahrersitze festschnallbare Golftasche konnten Kunden bestellen.

Von Rowan Atkinson bis zum Sultan von Brunei

Bezieht man das beschränkte Budget und den engen Zeitrahmen in Betracht, in dem der F1 zur Straßenreife entwickelt wurde, erscheinen seine Leistungen noch spektakulärer. Die meisten gewöhnlichen Autos benötigen vier Jahre Entwicklungszeit, Murray hingegen stellte das schnellste, jeden Rekord brechende Fahrzeug der Geschichte in knapp drei Jahren auf die Beine. Gleichzeitig besaß McLaren keine endlosen finanziellen Ressourcen, sodass die Zulieferer praktisch nichts an ihren Komponenten verdienten.

Stichwort verdienen:

Mit seinem enormen Youngtimer-Wert jenseits der 10 Millionen Dollar verfügt der McLaren F1 über den wohl exklusivsten Besitzerkreis der Welt. Neben Lewis Hamilton, Elon Musk, George Harrison, Nick Mason und dem prominenten US-Moderator Jay Leno ist vor allem „Mr. Bean“-Darsteller Rowan Atkinson als F1-Besitzer bekannt.

Der Grund: 2011 fährt er sein burgunderrotes Exemplar zu Schrott und muss es für rund 1,3 Millionen Dollar reparieren lassen, nachdem es in Flammen aufgegangen ist. Bis zum Verkauf im Jahr 2015 für 11 Millionen Dollar nutzt er das Fahrzeug nach eigenen Angaben über 66.000 Kilometer für Einkaufs- und Schulfahrten mit seinen Kindern.

Ob Sie diese Story interessanter finden als die Tatsache, dass der Sultan von Brunei, Hassanal Bolkiah, ganze 10 der 106 produzierten F1 in seiner Garage stehen hat, müssen Sie selbst entscheiden.

Ferrari und Porsche: Teuerste Youngtimer auf den nächsten Plätzen

Rang 2 der teuersten Youngtimer aller Zeiten belegt ein waschechter Formel-1-Wagen: Der Ferrari F2001 von Michael Schumacher aus dem Jahr 2001.

Das Fahrzeug, mit dem der wohl größte deutsche Rennfahrer aller Zeiten eine seiner sieben Weltmeisterschaften gewann, kommt am 16. November 2017 bei RM Sotheby’s in New York unter den Hammer und macht seinen neuen Besitzer um 7,504 Millionen US-Dollar ärmer. Die knallrote Chassis-Nummer 211 mit prominenter Marlboro-Werbung besitzt einen der höchsten Wiedererkennungswerte aller existierenden Formel-1-Wagen und könnte im Rennsport nicht geschichtsträchtiger sein.

Auf dem dritten Platz landet eine von nur 20 Straßenversionen des Porsche 911 GT1, die 1998 aus Gründen der Homologation für den Renneinsatz des radikalen Boliden produziert werden muss.

Nach fünf Vorbesitzern wird der GT1 am 10. März 2017 bei Gooding & Company auf Amelia Island für 5,665 Millionen Dollar versteigert. Würde man heute erneut den Youngtimer verkaufen, wäre ein noch höherer Preis für das breite Rennmonster nahezu garantiert.

*Bild-Quellen: wikipedia.org

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Written by Redakteur

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