Stellt alles in den Schatten: Die teuerste Uhr der Welt
Die Graff Diamonds Hallucination gilt als wertvollste Armbanduhr aller Zeiten. Im Jahr 2014 auf der Uhrenmesse Baselworld präsentiert, übertrumpft sie mit einer offiziellen Preisangabe von 55 Millionen US-Dollar selbst die größten Uhren-Legenden des letzten Jahrhunderts.
Auch die 2014 vorgestellte Taschenuhr Henry Graves Supercomplication, ein Unikat mit unerreichter technischer Komplexität, wirkt mit ihren 24 Millionen Dollar vergleichsweise günstig. Und für einen Marktwert von rund 48 Millionen Dollar würden Sie sogar eine Boeing 737 Max bekommen.
Wie schafft es die Graff Diamonds Hallucination, alle diese Meilensteine zu knacken und den Uhren-Wert dermaßen zu erhöhen? Mit ihrem Uhrwerk jedenfalls nicht: Während die zuvor erwähnten Raritäten ihre astronomischen Preise primär durch den enormen Herstellungs- und Entwicklungsaufwand ihrer Mechanik erreichen, setzt die Hallucination auf ein simples Quarzwerk. Ähnlich, wie es in einer Swatch für 100 Euro verbaut ist.
Exkurs: Die Seltenheit bunter Diamanten
Wie Sie anhand des Uhrennamens richtig vermuten, muss die Begründung für den exorbitanten Preis in den Diamanten der Graff Hallucination liegen.
Die offizielle Angabe des Londoner Juweliers von 110 Karat (1 Karat = 0,2 Gramm, also 22 Gramm) klingt zwar spektakulär, kann das 55-Millionen-Preisschild jedoch nicht ansatzweise erklären.
Christiano Ronaldos „Iced Out“ Rolex GMT-Master II (Ref. 116769TBR) beispielsweise, die zu den teuersten jemals gebauten Rolex-Uhren zählt, bringt es bei einem Herstellerpreis von knapp 500.000 Dollar schon auf 30 Karat farbloser Brillanten. Im Verhältnis dürften die 110 Karat der Graff Diamonds Hallucination also lediglich 1,83 Millionen Dollar kosten.
Um die Differenz von knapp 53 Millionen Dollar zu verstehen, müssen wir eine Vorstellung von der Seltenheit bunter Diamanten bekommen.
Letztere können von Rot, Pink und Orange bis hin zu Blau, Grün und Braun sämtliche Farben des Regenbogens besitzen und sind mit einer ungleich höheren Rarität im Vergleich zum normalen Farbspektrum gesegnet.
Das GIA (Gemological Institute Of America) schätzt, dass nur einer von 10.000 gefundenen Diamanten eine Fancy-Farbe aufweist.
Innerhalb dieses winzigen Bruchteils sind orangefarbene, pinke und blaue Exemplare von besonderer Seltenheit; man geht davon aus, dass jährlich nur zwei bis vier große, blaue Farbdiamanten auf den Markt gebracht werden.
Kein Wunder, dass nahezu alle Rekord-Diamanten bunt sind: Vom blauen Hope-Diamanten bis zum Graff Pink, der 2010 bei Sotheby’s in Genf für 46 Millionen Dollar versteigert wurde, strahlt die Elite der Diamantenwelt in fröhlichen Farben.
110 Karat funkelnde Brillanz: Ein bunter Ozean der Superlative
Mit diesem Wissen im Hinterkopf schauen Sie sich bitte ein Foto der Graff Diamonds Hallucination an. Lassen Sie das Meer an Fancy-Farben auf sich wirken: Von Vivid Yellow über Intense Pink, Light Pink und Fancy Intense Blue bis hin zu orangefarbenen, grünen und grauen Exemplaren ist nahezu das gesamte Spektrum begehrter Farbdiamanten vertreten.
Und das in keineswegs sparsamen Mengen. Firmenchef Laurence Graff bringt es auf den Punkt:
Kombinieren wir die unvorstellbare Seltenheit jedes einzelnen dieser Brillanten mit den tausenden Stunden Arbeitseinsatz, die von der Entdeckung bis zum perfekten Schliff (vom Herz- bis zum Smaragd- und Tropfenschliff sind sämtliche Formen auf der Graff Diamond Hallucination realisiert worden) nötig waren, dämmert uns langsam, warum das Unikat 55 Millionen Euro kostet.
So erstaunlich es auch klingen mag: Abgesehen von ihrem beispiellosen Materialeinsatz ist die Hallucination eine bildhübsche, wenn auch untypische Damenuhr mit zeitlosen Linien.
Das Gesamtbild ähnelt mehr einem prunkvollen Armreif als einer Armbanduhr, was vor allem am winzigen Zifferblatt des Juwels liegt. Stunden- und Minutenzeiger sind zwar vorhanden, erreichen in puncto Lesbarkeit jedoch kein Weltklasse-Niveau.
Alle Linien wirken fließend, weil die Grenze zwischen Armband und Gehäuse unter der kompromisslosen Diamanten-Decke nicht zu erkennen ist.
Auch die Tatsache, dass der Zeitanzeiger inklusive Armband aus Platin besteht (irgendwie müssen die Brillanten ja befestigt sein), lässt sich mit bloßem Auge nicht bestätigen.
Am Handgelenk wird das Objekt der Begierde mit einer simplen Zungenschließe befestigt, die in geschlossenem Zustand unsichtbar ist und nur durch den Druck auf einen bestimmten Diamanten geöffnet werden kann.
An der Grenze zwischen Vision und Wahnsinn
Unklar ist, ob jemals eine glückliche Lady in den Genuss des Jahrhundert-Kunstwerks gekommen ist oder die Graff Diamonds Hallucination fortwährend in einem Tresor ihres Schöpfers verweilt. In jedem Fall lautet die berechtigte Frage: Wie kommt jemand auf die Idee, ein nahezu wahnsinniges Projekt wie die Hallucination zu realisieren?
Die Entstehungsgeschichte der Super-Uhr ist untrennbar mit der steilen Karriere Laurence Graffs verknüpft. Der heute 84-Jährige beginnt sein Arbeitsleben als Lehrling eines Londoner Juweliers, besitzt aber bereits mit 24 Jahren zwei eigene Geschäfte in der britischen Hauptstadt und führt im Alter von 30 Jahren eines der größten Juweliers-Unternehmen Englands.
Auf den lukrativen Markt im Nahen Osten spezialisiert, beliefert er unter anderem den Sultan von Brunei und expandiert in beispiellosem Ausmaß.
Mit steigendem Erfolg erwächst in Laurence Graff der Traum, seinem Unternehmen ein Denkmal von zuvor unerreichter Größe zu setzen. Es soll all die Kompetenz, Innovation und Exzellenz in der Diamantenindustrie verkörpern, die der Name Graff seit Jahrzehnten repräsentiert.
Hier kommt die Diamonds Hallucination ins Spiel. Um das gigantische Projekt zu realisieren, benötigt der Magnat neben Spitzendesignern, Gemmologen und den weltbesten Handwerkern vor allem eines: Seltene Diamanten. Letztere schöpft Graff aus der South African Diamond Corporation (SAFDICO), deren größter Anteilhaber er ist. Nur die exklusivsten Stücke, die das südafrikanische Unternehmen zutage befördert, werden für Graff-Juwelen genutzt.
Um die schiere Mengen an Farbdiamanten der Diamonds Hallucination an einem Ort zu versammeln, hätte eine Jahresproduktion jedoch nicht genügt; Laurence Graff musste gewissermaßen seine persönlichen Vorräte an Fancy-Diamanten aus mehreren Jahren opfern, um das monumentale Schmuckstück in die Tat umzusetzen.
Großer Reichtum und schöne Uhren
Heute betreibt Graffs Unternehmen von Las Vegas bis Hong Kong über 50 Stores weltweit. 2013 bekommt Laurence Graff für seine Leistungen für die britische Juweliers-Industrie den „Order of the British Empire“ verliehen. Obwohl seine Firma seit 1980 mehreren spektakulären Raubüberfällen zum Opfer gefallen ist, kann der im schweizerischen Gstaad lebende Unternehmer heute mit geschätzten 3,4 Milliarden US-Dollar ein beträchtliches Privatvermögen vorweisen.
Einige der berühmtesten Diamanten aller Zeiten liefen durch seine Hände. Neben der Diamonds Hallucination führt Graff ein ganzes Sortiment diamantbesetzter Zeitanzeiger, die Damen auch in vergleichsweise moderaten, fünf- bis sechsstelligen Preisbereichen Gänsehaut bereiten.
Platz 2 und 3: Welche Uhren sind nach der Hallucination die teuersten?
Auch die Silbermedaille der wertvollsten Uhren aller Zeiten geht an Graff. „The Fascination“ lautet der Name des 40 Millionen Dollar teuren Meisterstücks, das im Gegensatz zur Hallucination vollständig mit weißen Diamanten des höchsten Farbgrads D übersät ist. Satte 152,96 Karat von ihnen, um exakt zu sein. 38,13 Karat davon entfallen auf das zentrale Meisterstück.
Einen riesigen, herausnehmbaren Brillanten im Tropfenschliff, der wahlweise als Zifferblatt der Uhr fungiert oder als Ring getragen werden kann. Das Armband der Fascination wird ihrem Namen in allen Dimensionen gerecht: Eine spektakuläre Sinfonie von Handwerkskunst und Design, die Laurence Graffs Sinn für monumentale Unikate einmal mehr unter Beweis stellt und wie die Hallucination demonstriert, zu welchen Höchstleistungen sein Unternehmen fähig ist.
Platz 3 geht an Patek Philippe: Im November 2019 auf einer Charity-Auktion von Christie’s an einen unbekannten Bieter versteigert, brachte die Grandmaster Chime Ref. 6300A-010 satte 31 Millionen Dollar ein.
Damit ist sie gleichzeitig die teuerste jemals auktionierte Uhr (zur Erinnerung: Graffs Rekorde sind die offiziellen Verkaufspreise des Herstellers).
Das wahre Wunder schlägt im Innern des Einzelstücks: Ein mechanisches Uhrwerk, dessen 20 verschiedene Komplikationen auf zwei verschiedenen Zifferblättern dargestellt werden.
Hierzu dient ein Wendegehäuse, das Sie bei Bedarf einfach herumdrehen können. Zum Funktionsumfang zählen unter anderem ein programmierbarer Alarm, eine akustische Darstellung des Datums, eine Minutenrepetition und ein ewiger Kalender mit vierstelliger Jahresanzeige.
Unglaubliche 100.000 Arbeitsstunden erforderten Entwicklung und Produktion. Eine Halluzination? Definitiv nicht. Und auch die bunte Graff ist keine Augentäuschung – wer 55 Millionen Euro parat hat, darf das Kunstwerk von seiner ganz realen Seite kennenlernen oder lernen Sie unter https://ezeitung.at/allgemein/uhren-verkaufen/ Ihre Uhr zum Bestpreis zu verkaufen.