Unverkäuflich: Die teuersten Legofiguren schweben im Weltall
Mit einem unbestimmbaren Verkaufspreis, der von Lego-Fachquellen wie Brickipedia und Minifigure Price Guide auf über zwei Milliarden (!) Dollar geschätzt wird, gelten die drei mit der NASA-Mission „Juno“ zum Jupiter beförderten Exemplare als wertvollste Legofiguren aller Zeiten.
Im Rahmen einer Kooperation zwischen der US-Raumfahrtbehörde und Lego produziert, um Kinder von Naturwissenschaft und Technik zu begeistern, zeigen die drei Unikate zentrale Persönlichkeiten im Zusammenhang mit dem Gasriesen: Den römischen Gott Jupiter, seine Frau Juno und den Universalgelehrten Galileo Galilei, der vier Monde des gigantischen Planeten entdeckte.
Sie wurden nicht real auf einer Auktion bezahlt, sondern repräsentieren die theoretischen Kosten, die ein Zurückbringen der drei Lego-Figuren zur Erde verursachen würde.
Sollten sich jedoch eines Tages die Spekulationen bewahrheiten, Lego habe als Backup ein zweites Set produziert, würden diese Figuren mit ziemlicher Sicherheit auch in realen Preisdimensionen zu den teuersten Minifiguren der Welt avancieren. Selbst mit höchstem Budget könnte man das originale Lego nicht verkaufen: Am 5. August 2011 ins All befördert, schwirren die Figuren seit 2016 in den Bahnen des Jupiters und werden nie auf unseren blauen Heimatplaneten zurückkehren.
Gegossen aus weltraumtauglichem Aluminium
Obwohl sie mit einer Höhe von 1,5 Zoll (3,81 Zentimetern) an die Maße regulärer Minifiguren angelehnt sind, distanzieren sich die galaktischen Vertreter in zentralen Punkten von ihren irdischen Kollegen. Der größte Unterschied liegt im Material: Nicht herkömmlicher ABS-Kunststoff, sondern weltraumtaugliches Aluminium kam für die Produktion der Dreiergruppe zum Einsatz.
Um sicherzustellen, dass Jupiter, Juno und Galileo den harten Bedingungen des Weltalls gewachsen sind, mussten die Figuren – wie die aufwendigen Messinstrumente der Juno-Sonde – ein strenges Testverfahren durchlaufen.
Während des rund 2,8 Milliarden Kilometer weiten Flugs von der Erde zum Gasriesen wurden die „Passagiere“ von speziellen Thermodecken geschützt. Um zusätzliche Robustheit sicherzustellen, verfügen die Minifiguren im Gegensatz zu ihren irdischen Konterparts über keine beweglichen oder abtrennbaren Glieder; jedes Exemplar ist in einem Stück aus Aluminium gegossen.
Auf eine Bemalung verzichtete man ebenfalls, sodass die Gesichtszüge Galileos und der Götter in die Köpfe geschnitzt werden mussten.
Symbolträchtige Figuren und Ehren-Plakette für Galileo
Im Fokus der NASA-Lego-Kooperation steht die Begeisterung junger Menschen für Wissenschaft und Technik. Aber auch Mythologie und Geschichte vermittelt das Projekt anschaulich. Alles beginnt mit Jupiter, dem römischen Göttervater: In der linken Hand hält die Aluminiumfigur zwei Blitze, die Jupiters zusätzliche Rolle als Herr des Gewitters symbolisieren und gleichzeitig daran erinnern, dass der oberste Gott zur Kaschierung seinen Unwesens gerne einen Wolkenschleier um sich legte.
Letzteren konnte seine Frau Juno vom Berg Olympus aus durchblicken, um Jupiters wahre Natur erkennen. Ihre Suche nach der Wahrheit wird von der Lego-Figur mit einer kleinen Lupe in der linken Hand dargestellt. Auch der geniale Denker Galileo Galilei suchte zeitlebens die Wahrheit, allerdings auf wissenschaftliche Art: Mit seinem Teleskop entdeckte er die nach ihm benannten Galileischen Monde Ganymed, Europa, Kallisto und Io, die das italienische Superhirn erstmals im Jahr 1610 beschrieb.
Zusätzlich geehrt wird der Jahrtausend-Wissenschaftlicher mit einer 71 x 51 Millimeter großen Plakette, die an Junos Antriebsmodul befestigt wurde. Ebenfalls aus Raumfahrt-Aluminium bestehend, zeigt sie neben einem Selbstporträt Galileos ein Zitat des Gelehrten in seiner eigenen Schrift, welches Jupiter-Beobachtungen aus dem Jahr 1610 enthält und in der florentinischen Biblioteca Nazionale Centrale aufbewahrt wurde. Dabei handelt es sich um ein Geschenk der italienischen Raumfahrtbehörde ASI an die NASA. Das Zitat beschreibt, wie Galilei die Existenz der zuvor unentdeckten Jupitermonde bestätigen konnte.
Juno: Den Geheimnissen Jupiters auf der Spur
Mit großer Spannung hätte der Astronom des 16. und 17. Jahrhunderts wohl verfolgt, wie die Juno-Sonde am 5. August 2011 mit einer Atlas-V-Rakete von Cape Canaveral ins All geschossen wird. Die mit Ausnahme der Lego-Figuren unbemannte Mission ist revolutionär, weil Juno als erste Sonde mit einer vergleichbaren Entfernung zur Sonne nicht von Nuklearkraft, sondern Solarzellen betrieben wird und mit 1,1 Milliarden Dollar relativ moderate Kosten verursacht.
Das jüngst ins All geschossene James-Webb-Teleskop knackte die Grenze von zehn Milliarden Dollar.
By the way: Die 1,1 Milliarden der Juno-Mission dienen den rudimentären Wertschätzungen auf Fachseiten wie Brickipedia als Grundlage, um den hypothetischen Lego-Wert auf rund das Doppelte zu beziffern – 2 Milliarden Dollar für einen Hin- und Rückflug, um die Figuren wieder heim zu bringen.
Zurück zur Realität: Im Jahr 2016 erreicht Juno nach rund 2,8 Milliarden Kilometern Reise die angestrebte Jupiter-Umlaufbahn, um gleich mehrere Forschungsfragen zu beantworten. Besitzt der Gasriese einen festen Kern? Wie ist seine Atmosphäre exakt aufgebaut? Welche Eigenschaften zeichnen sein Magnetfeld aus? Viele zentrale Antworten hat die Sonde bereits geliefert. Bis spätestens Ende 2025 wird die Mission beendet sein.
Hat Lego ein zweites Set des Weltraum-Trios produziert?
Nach Informationen des Fachportals „Minifigure Price Guide“ könnten Jupiter, Juno und Galileo ein zweites Mal existieren. In einem Artikel des Portals wird ein ehemaliger Lego-Mitarbeiter sinngemäß mit den Worten zitiert, es sei als „Backup“ ein zweites Set der außergewöhnlichen Dreiergruppe aus Aluminium produziert worden.
Verifizieren lässt sich diese Aussage nicht. Sollte sie jedoch der Wahrheit entsprechen, könnte es sich um das wertvollste und am besten gehütete Lego-Geheimnis aller Zeiten handeln. Denkbar ist eine Aufbewahrung in den sichersten Schatzkammern des dänischen Unternehmens, sodass die zweiten Ausführungen – ähnlich wie das sagenumwobene Coca-Cola-Rezept – niemals an die Öffentlichkeit gelangen, geschweige denn zum Verkauf angeboten werden.
Aber vielleicht wird das Mysterium eines Tages aufgedeckt. Sollte Lego es verkaufen, wird das kleine Set mit hoher Wahrscheinlichkeit zum wertvollsten Objekt aufsteigen, das die Traditionsfirma seit ihrer Gründung im Jahr 1932 produziert hat. Zwei Milliarden Euro wird wohl niemand bezahlen. Doch bereits einige hunderttausend Euro würden genügen, um die anderen teuersten Minifiguren in den Schatten zu stellen.
Platz Zwei: Holzfigur von Meister Wu aus „The LEGO Ninjago Movie“
Auch die zweitplatzierte Minifigur des Lego-Universums lässt sich mit keinem verlässlichen Auktionswert beziffern, dürfte jedoch näher an der Realität als die 2 Milliarden Dollar Schätzwert der Juno-Figuren liegen.
Konkret geht es um den Kino-Erfolg „The LEGO Ninjago Movie“ aus dem Jahr 2017, für den angeblich vier Exemplare der Figur „Meister Wu“ produziert wurden. „Produktion“ trifft die Art der Herstellung jedoch nicht optimal; vielmehr sollte von feinfühliger Handarbeit die Rede sein, in der die Holzfiguren geschnitzt wurden. Sie haben richtig gelesen, Holz.
Bestätigt ist jedoch nur die Existenz eines einzigen Exemplars, welches sich Berichten zufolge im Besitz eines Lego-Designers befindet, der im Film mitgewirkt hat. Seinen saftigen Lego-Wert von geschätzten 105.000 Dollar hat Meister Wu neben seiner Seltenheit vor allem der Tatsache zu verdanken, dass er von Schauspiel-Legende Jackie Chan persönlich in den Händen gehalten wurde.
Sollte sich der glückliche Besitzer eines Tages für den Verkauf entscheiden, hat er gute Aussichten auf sechsstellige Erlöse. Ein kleines Stück Holz, das wertvoller ist als viele Gold-Minifiguren zusammen – es scheint, als sei in der Lego-Welt alles möglich.
Dritter Platz für einen Roboter: R2-D2 ganz groß
Die Bronzemedaille der teuersten Lego-Figuren geht endlich an eine Rarität, von der wir sicher wissen, dass sie ein Unikat ist. Ende 2017 veranstaltet Lego unter den Besitzern einer schwarzen VIP-Karte, die man durch die Anschaffung des Millennium Falcon (75192) Set für rund 800 Euro erhält, ein Gewinnspiel der besonderen Art.
Der Hauptpreis steht ganz im Zeichen von Star Wars und besteht aus einem kleinen Modell des Roboters R2-D2 in 18-karätigem Weißgold. Weltweit nur einmal produziert, wird er auf einen Wert von knapp 40.000 Dollar geschätzt und mit zwei Besonderheiten ausgeliefert: Erstens ist ein Echtheitszertifikat mit der prestigeträchtigen Aufschrift „1 OF 1“ enthalten, das sich inklusive des R2-D2 in einer speziellen Schutzbox befindet, zweitens erhält der Besitzer einen persönlichen Brief des Lego VIP Programmdirektors.
2018 wird der Gewinner bekanntgegeben und zeigt auf seinem Youtube-Kanal „Broke 4Bricks“ ein Unboxing-Video der außergewöhnlichen Rarität. Ob er den weißgoldenen Roboter jemals verkaufen wird, wissen wir nicht. Die Wahrscheinlichkeiten stehen allerdings besser als bei den Juno-Figuren, die für alle Zeiten in den Tiefen des Weltalls schweben werden.
*Bild-Quellen:
nasa.gov
LEGO Group
wikipedia.org