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Macallan 1926 Fine & Rare: Der teuerste Whisky der Welt

1,45 Millionen Pfund: Nächster Weltrekord für den Macallan 1926

Mit einem Versteigerungspreis von 1,45 Millionen britischen Pfund (1,65 Mio. Euro) auf der Sotheby’s Ultimate Whisky Collection Auktion am 24. Oktober 2019 in London verteidigt der Macallan 1926 seinen langjährigen Weltrekord als teuerster Whisky erneut.

Seine Rarität ist nahezu konkurrenzlos: Insgesamt 40 Flaschen aus der Fassnummer 263 werden im Jahr 1986 abgefüllt, von denen nur 14 das ikonische „Fine & Rare“-Label tragen und somit zur weltweit prominentesten Sammlung an Vintage Single Malt Whiskys gehören.

Als ältestes Mitglied der „Fine & Rare“-Kollektion genießt der Macallan 1926 Legendenstatus: Seit er im Jahr 1987 mit 5.000 Pfund ins Guinness Buch der Weltrekorde einzieht, steht er an der Spitze der wertvollsten Whiskys unseres Planeten.

Die Wenigen, die das flüssige Monument aus dem schottischen Craigellachie jemals probieren durften, berichten von reichhaltigen Fruchtaromen und einer wunderschönen Würzigkeit. Letztere hat ihren Preis: Nach dem neuesten Auktionsrekord kostet ein Schluck des historischen Elixiers (1cl) aus der 70cl-Flasche rund 23.500 Euro. Dass in absehbarer Zukunft neue Höchstpreise erzielt werden, ist für Experten nur eine Frage der Zeit.

60 Jahre in europäischer Eiche gereift

Die Faszination alter Whiskys ergreift kontinuierlich neue Generationen von Liebhabern. Allen voran Vintage Single Malts, die in einem bestimmten Jahrgang von einer einzigen Brennerei aus gemälzter Gerste hergestellt werden, packen die Begeisterung der Connaisseurs.

Besonders intensiv wird die Zeitreise bei einer Rückschau ins Jahr 1926: Als der Schotte John Logie Baird mit dem Prototypen des ersten Fernsehers für Aufsehen sorgt, Queen Elizabeth II. das Licht der Welt erblickt und erstmalig Anrufe zwischen London und New York getätigt werden, steht die renommierte Brennerei The Macallan unter der Leitung Janet Harbinsons. Sie ist die Tochter des Pioniers Roderick Kemp, der mit dem Kauf des Traditionshauses im Jahr 1892 eine rund 100 Jahre fortwährende Familiendynastie einleitet.

Um den Macallan 1926 herzustellen, nutzt Harbinsons Team etablierte Methoden: Nach seiner Destillation wird der Whisky in ein typisch schottisches Hogshead-Fass (250 Liter Volumen) aus europäischer Eiche gefüllt, das die Nummer 263 besitzt und in gepflegter Macallan-Tradition ursprünglich für die Sherry-Herstellung verwendet wurde. Untypisch ist die lange Reifezeit von 60 Jahren im Fass.

Bildquelle: www.sothebys.com

Nach Ablauf der sechs Dekaden erfolgt 1986 die Abfüllung in Flaschen, doch von der ursprünglichen Menge ist aufgrund des „Angels‘ share“ (Verdunstung aus dem Fass), der im Schnitt 1 bis 3 Prozent pro Jahr beträgt, nur noch ein Bruchteil übrig. Insgesamt 40 Flaschen mit einem Alkoholgehalt von je 42,6 Volumenprozent entstehen.

The Macallan

1824 von Alexander Reid am Ufer des Spey gegründet, zählt The Macallan zu den ältesten legalen Brennereien Schottlands und genießt heute höchstes Ansehen unter anspruchsvollen Whisky-Genießern. Ursprünglich erfreut sich The Macallan einer hohen Beliebtheit bei Blendmeistern und erlangt erst in den 1960er-Jahren lokale Bekanntheit durch die Produktion hochwertiger Single Malts.

Aus 7 Washstills mit je 12.000 Liter Volumen und 14 Spirit Stills zu je 4.000 Litern resultiert eine Jahresproduktion von circa 6 Millionen Litern. Die ungewöhnlich kleinen Spirit Stills erlauben dem Whisky intensiven Kupferkontakt, der maßgeblich zur Formung des typischen Macallan-Geschmacks beiträgt.

Von Künstlern designt, von Sammlern begehrt

Trotz ihrer winzigen Größe ist die existierende Flaschenmenge des 1926 Macallan erstaunlich heterogen. Nach seiner Abfüllung werden zwölf Flaschen an den britischen Künstler Sir Peter Blake übergeben, um ein besonderes Etikett zu gestalten. Es zeigt Schwarz-Weiß-Skizzen und Fotographien der bemerkenswertesten Ereignisse des Jahres 1926. Zwölf weitere Flaschen darf der italienische Maler Valerio Adami im Stil des Pop-Art dekorieren.

Es folgen zwei Flaschen ohne jegliche Etikettierung, die in den Jahren 2001 (15.000 Pfund) und 2002 (20.150 Pfund) bei McTear’s in Glasgow versteigert werden. Eines dieser Exemplare ist vom irischen Künstler Michael Dillon handbemalt und zeigt Macallans eigenes Easter Elchies House. 2018 knackt das Unikat bei Christie’s in London mit einem Auktionspreis von 1,2 Millionen Pfund (1,37 Mio. Euro) den damaligen Rekord für den teuersten Whisky aller Zeiten. Über die zweite, nicht etikettierte Flasche liegen keine näheren Informationen vor.

Übrig bleiben 14 Flaschen des 1926 Macallan, denen eine besondere Ehre zuteil wird. 2002 startet die Brennerei unter neugieriger Beobachtung der Fachwelt ihre „Fine & Rare“-Kollektion, die den Whisky-Geist des 20. Jahrhunderts zunächst mit 37 verschiedenen Jahrgängen an Vintage Single Malts festhält. Bis heute wächst die Linie, von Sotheby’s als „zweifelsfrei wichtigste Whisky-Serie aller Zeiten“ bezeichnet, auf 57 Jahrgänge an.

Ihre ältesten Mitglieder: Die 14 Flaschen des 1926 Macallan, welche fortan den Zusatz „Fine & Rare“ tragen dürfen. Wer es sonst gewohnt ist, teuren Wein zu verkaufen, muss sich bei den „Fine & Rare“-Whiskys in neue Dimensionen hineindenken: Während jüngere Jahrgänge wie der 1990er noch knapp unterhalb der 20.000-Euro-Grenze verfügbar sind, schlagen begehrte Editionen wie der 52 Jahre lang gereifte Macallan 1950 mit rund 60.000 Euro zu Buche. Für den heiligen Gral der Kollektion, den Macallan 1926, sind derartige Beträge jedoch Peanuts.

Historie der Preisrekorde: Der 1926 Macallan im Zeitverlauf

Wie ein Krimineller, der seine Karriere mit Bagatelldelikten startet und schrittweise zum Mörder mutiert, erzählt die Preishistorie des 1926 Macallan eine Geschichte der kontinuierlichen Steigerung. Bereits ein Jahr nach der Abfüllung, im Jahr 1987, beschert ihm eine in New York für umgerechnet 5.000 Pfund verkaufte Flasche den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde – teuerster Whisky der Welt! Zunächst hält sich der Anstieg in Grenzen; 1996 wird eine Valerio-Adami-Flasche für 12.000 Pfund verkauft. Mit dem Start des Whisky-Booms in den 2000er-Jahren explodieren die Beträge jedoch: 2007 versteigert Christie’s in London eine „Fine & Rare“-Flasche für 45.293 Pfund, die im Wahnsinns-Jahr 2018 plötzlich wie Kleingeld wirken. Gleich drei Mal bricht der 1926 Macallan seinen eigenen Weltrekord als teuerster Whisky aller Zeiten:

  • Eine Blake-Flasche bei Bonhams in Edinburgh für 615.062 Pfund (702.000 Euro)
  • Eine Adami-Flasche bei Bonhams in Hong Kong für 886.112 Pfund (1.012.000 Euro)
  • Und das Michael-Dillon-Unikat bei Christie’s London für 1.200.000 Pfund (1.371.000 Euro)

Dunkle Farbe, reicher Charakter

Das aktuelle, 2019 von Sotheby’s versteigerte Rekord-Exemplar für 1,45 Millionen Pfund (1,65 Mio. Euro) geht an einen unbekannten Besitzer. Letzterer ist zwar um den Wert einer schönen Villa ärmer geworden, bekommt im Gegenzug aber maximale Sicherheit: Der Flaschencode „eh742b“ wurde von The Macallan als echt verifiziert, ebenso wie die übrigen Merkmale der Flasche. Zu diesen zählen der Aufkleber eines russischen Importeurs auf der Kapsel-Oberseite, ein leicht abgenutztes Etikett sowie die Füllmenge von 0,7 Litern.

Bildquelle: www.sothebys.com

Fakt am Rande: Auch 0,75-Liter-Flaschen des Macallan 1926 existieren. An der auffällig dunklen Farbe und geschmacklichen Intensität des Jahrhundert-Whiskys ändert die variierende Menge nichts: Sein Hersteller zählt Trockenfrüchte wie Rosinen und Datteln, süßliches Holz und Toffee im offiziellen Datenblatt zu den hauptsächlichen Aromen.

Sollte der Macallan 1926 jemals geöffnet werden, empfiehlt Sotheby’s einen Genuss über die Zeit, mit Freunden und in 45 Portionen zu je 15cl. Wir beneiden jeden, der zu dieser Party eingeladen ist.

Platz 2: Yamazaki 55 Jahre

Offiziell sind Plätze 2 bis 5 der weltweit teuersten Whiskys von anderen Flaschen des Macallan 1926 belegt, weshalb unsere Nummer 2 streng genommen den sechsten Platz einnimmt: Der japanische Yamazaki 55 Jahre. 2020 beim Bonhams „Fine & Rare Wine and Whisky Sale“ für 6,2 Millionen Hongkong-Dollar (ca. 732.000 Euro) versteigert, hält er den Rekord als wertvollster japanischer Whisky und wurde in zwei Fässern gereift: Einem Mizunara-Eichenfass von 1960 und einem weißen Eichenfass aus 1964, dem Jahr der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Auf 46 Volumenprozent Alkohol destilliert, zeichnet sich der Yamazaki 55 Jahre durch eine tiefrote Bernsteinfarbe aus und wird seinem Käufer in einer goldbestäubten Flasche übergeben.

Platz 3: Macallan M

Den aktuell siebten Platz der wertvollsten Whiskys belegt eine weitere Kreation von Macallan: Der M. Aus sieben verschiedenen Weltklasse-Whiskys gemischt, die zwischen 1940 und 1990 gebrannt sowie (typisch Macallan) in Sherryfässern gelagert werden, erzielt er 2014 bei Sotheby’s einen Rekordpreis von 4,9 Millionen Hongkong-Dollar (ca. 580.000 Euro).

Das Großformat der Flasche von sechs Litern dürfte jedem bekannt sein, der schonmal Wein verkaufen konnte. Die Besonderheit: Für den Macallan M ließ die schottische Brennerei einen aufwendigen Glasdekanter der französischen Kristallmanufaktur Lalique gestalten, um den edlen Tropfen würdevoll zu präsentieren. Derartige Spielereien benötigt der Macallan 1926 „Fine & Rare“ nicht: Sein Name allein genügt, um Whisky-Liebhaber vor Ehrfurcht erstarren zu lassen.

*Bild-Quellen: sothebys.com

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