5,3 Millionen Dollar für die erste Superman-Ausgabe von 1939
Mit einem Verkaufspreis von 5,3 Millionen US-Dollar ist Superman #1 momentan (Dezember 2022) der teuerste Comic aller Zeiten. Die Rekordsumme wurde im Januar 2022 bei einem Privatverkauf erzielt, der vom renommierten Vintage-Händler Tony Arnold aus den USA sowie dem angesehenen Händler Roy Delic von Vintage Comics aus Kanada vermittelt wurde. Käufer und Verkäufer bleiben anonym.
Der Betrag stellt den bisherigen Gipfel einer Serie von Rekord-Verkäufen im Comicbereich dar: Erst 2021 wechselte Amazing Fantasy #15 bei Heritage Auctions für 3,6 Millionen Dollar den Besitzer, gefolgt von einem 2022er-Privatverkauf des berühmten Action Comics #1 für 3,4 Millionen Dollar. Beide Preise werden von Superman #1 jetzt deutlich in den Schatten gestellt.
Bei der veräußerten Ausgabe handelt es sich um das erste eigenständige Heft, das DC Comics dem Superhelden vom fiktiven Planeten Krypton nach seinem vorherigen Durchbruch in der Action Comics Reihe widmet. Veröffentlicht wird der Titel am 18. Mai 1939. Dass seltene Comics einen Wert im Millionenbereich erzielen, resultiert zum großen Teil aus ihrem Top-Erhaltungsgrad.
8 Punkte von CGC: Weltklasse-Rarität in attraktiver Erhaltung
Beurteilt wird der Zustand vom Rating-Unternehmen Certified Guaranty Company (CGC) aus Florida, das in der Comic-Sammlerwelt eine entscheidende Rolle spielt und die erste Instanz zur seriösen Einschätzung des Erhaltungsgrads markiert.
Zwischen null und zehn Punkten kann ein Comic-Heft laut CGC erreichen, wobei die Note 10 für eine perfekte Erhaltung ohne Gebrauchsspuren steht und extrem selten vergeben wird. Während von anderen ikonischen Heften aus derselben Ära wie beispielsweise dem Batman #1 oder Captain America Comics #1 viele Titel in guter Erhaltung über 6 existieren, sind beim Superman #1 selbst durchschnittliche Ausgaben nahezu unauffindbar. Lediglich vier Exemplare weltweit besitzen im CGC-System einen begehrten Score von über 6.
Die im Januar 2022 verkaufte Rekord-Ausgabe gilt aufgrund ihres Ratings von 8 Punkten, das CGC wörtlich als „attraktives Sammlerstück mit einem mittelschweren Schaden oder einer Anhäufung kleiner Mängel“ umschreibt, als der besterhaltene Superman #1 überhaupt.
Wie heftig die Preisdifferenzen zwischen durchschnittlichen und sehr guten Scores ausfallen, demonstriert ein Vergleich: Während die genannte Ausgabe mit CGC 8 auf satte 5,3 Millionen Dollar kommt, wurde ein anderes Exemplar des Superman #1 mit 5er-Score im Jahr 2022 bei Heritage Auctions für 720.000 Dollar verkauft.
Zudem veranschaulicht das Verhältnis von Weltrekord-Preis zu keineswegs idealem Zustand 8, wie selten das erste Heft des Superhelden aus Metropolis ist: So musste der aktuell Zweitplatzierte, Amazing Fantasy #15, für seine deutlich niedrigeren 3,6 Millionen Dollar einen fast perfekten CGC-Erhaltungsgrad von 9,6 vorweisen.
Ein Held und sein Durchbruch: Von Action Comics zu Superman
Der enorme kulturelle Einfluss, den Superman seit seiner Erfindung ausübt, ist für den Mythos des Helden und die Rekordpreise seines ersten eigenen Hefts mitverantwortlich. „Geboren“ wird er 1933 in den Köpfen der US-amerikanischen Teenager Jerry Siegel und Joe Shuster, die den Namen des überstarken Protagonisten erstmals in ihrem selbst erstellten Laienmagazin „Science Fiction“ als böse Figur mit dem Ziel der Weltherrschaft erwähnen.
Nach einer Konzeptänderung, die Superman zum Kämpfer des Guten mit starken physischen Kräften macht, versuchen sie jahrelang erfolglos, Zeitungshäuser zur Veröffentlichung ihrer Superman-Comics zu bringen. Erst Anfang 1938 erklärt sich der Verlag National Publications bereit, den Helden in sein neues Comicmagazin „Action Comics“ aufzunehmen.
Die Erstausgabe, Action Comics #1, zählt heute mit bis zu 3,4 Millionen Dollar ebenfalls zu den teuersten Comics der Welt. Spätere Untersuchungen des Verlags offenbaren, dass der grandiose Verkaufserfolg des Action-Comics-Magazins größtenteils auf die Titelfigur Superman zurückzuführen war, sodass er ab 1939 als erster Superheld überhaupt einen eigenen Titel bekommt.
Bereits die ersten Magazine sind ein Mega-Verkaufshit und lösen eine Welle weiterer Superhelden-Titel aus: Batman, Wonder Woman, Green Lantern, Captain America und Co. folgen in den nächsten Jahren mit eigenen Comics.
Superman #1: Welche Geschichten erzählt das legendäre Heft?
Somit steht außer Frage, dass Superman #1 in der Comicwelt von außerordentlicher historischer Bedeutung ist. 64 Seiten lang, übernimmt es als Cover das erste Panel von Action Comics #10 und zeigt keine Nummer Eins auf der Titelseite, weil der Superman-Comic ursprünglich als Einzelausgabe geplant ist und erst nach dem phänomenalen Verkaufserfolg des ersten Hefts zu einer Reihe ausgeweitet wird. Geschrieben von Jerry Siegel und gezeichnet von Joe Shuster, erzählt es fünf Geschichten vom Superhelden mit menschlichem Namen Clark Kent:
1.) „Clark Kent Gets a Job“
Die erste Story handelt vom Untergang des Planeten Krypton, dem Superman als Baby mit einem Raumschiff entkommt. Auf der Erde gelandet, wird er von den Bauern John und Mary Kent nahe der fiktiven Kleinstadt Smallville adoptiert und erhält den menschlichen Namen Clark Kent.
Seine Superkräfte stellt er schon früh unter Beweis: Nachdem er einen Mob in einem Gefängnis ausschaltet, einen Gefangenen vor dem Tod rettet und von diesem die brisante Information erhält, die Sängerin im Hilow Night Club, Bea Carroll, hätte Jack Kennedy getötet, bekommt er einen Job als Journalist beim „Daily Star“. Die Story stammt aus Action Comics #1.
2.) „The Coming of Superman“
Superman konfrontiert Bea Carroll mit den Mord-Vorwürfen gegen sie. Anschließend folgt die Wiederholung der berühmten Erzählung „Superman, Champion of the Oppressed“ aus Action Comics #1.
3.) „Revolution in San Monte“
Die dritte Geschichte stammt ursprünglich aus Action Comics #2 und erzählt, wie Superman in der Stadt San Monte der Armee beitritt, Gefangene vor der Folter rettet und Lois Lane verhilft, einer Hinrichtung zu entgehen. Nachdem das Armeelager von feindlichen Kräften angegriffen wird, entführt Superman die Anführer beider Armeen, um sich gegenseitig zu bekämpfen. Am Ende erkennen beide Parteien, dass der Kampf sinnlos ist und schließen Frieden.
4.) „The Blakely Mine Desaster“
Superman rettet einen gefangenen Bergarbeiter in den Blakely-Kohleminen und untersucht, wie der Unfall entstehen konnte. Dazu schleicht sich der Superheld auf eine Party des Minenbesitzers Thornton Blakely, wo Superman herausfindet, dass letzterer nicht für ausreichende Sicherheitsstandards sorgt.
Als die Feier in der Mine fortgesetzt wird, lässt Superman die Konstruktion einstürzen, sodass Blakely gefangen ist und realisiert, dass er seine Bergleute zu schlecht behandelt hat. Am Ende rettet Superman die Gefangenen. Die Geschichte ist nachgedruckt aus Action Comics #3.
5.) „Superman, Gridiron Hero“
Als College-Football-Spieler verkleidet, deckt Superman ein schmutziges Komplott auf, mit dem seine Rivalen ihn betrügen wollen. Die Story ist aus Action Comics #4 übernommen.
Unverkennbare Nähe zu Action Comics
Wie Sie zuvor gelesen haben, stammen sämtliche Erzählungen des Superman-Hefts #1 aus vorherigen Action-Comics-Ausgaben. Identisch sind die ersten beiden Geschichten jedoch nicht: Superman #1 geht detaillierter auf die interstellare Herkunft des Helden ein und zeigt vier neue Seiten, auf denen seine Ankunft beim „Daily Star“ umfangreicher beschrieben wird.
Die übrigen drei Storys wurden jedoch eins zu eins aus den genannten Action-Comics-Heften übernommen. Nachdrucke sind in der Comic-Welt keine Seltenheit: So wurde der gesamte Superman #1 in den späteren Heften „Famous First Edition Vol 1 C-61“ (1979), der „Millennium Edition: Superman Vol 1 1“ (2000) und jüngst in der „Facsimile Edition: Superman Vol 1 1“ (2022) erneut abgedruckt.
Platz Zwei: Amazing Fantasy #15
Wer alte Comics verkaufen möchte und die letzte Ausgabe von Amazing Fantasy in exzellentem Zustand findet, wird ebenfalls vermögend: 3,6 Millionen Dollar erzielte das Heft bei Heritage Auctions im Jahr 2021 im CGC-Zustand 9,6. Selbst ein Heft mit 6,5er-Rating konnte 2022 durch ComicLink für 225.000 Dollar verkauft werden.
Im letzten Amazing-Fantasy-Heft überzeugt Comicautor Stan Lee den Verleger, einen zusammen mit Steve Ditko kreierten, neuen Superhelden auszuprobieren: Spider-Man. Die Geburtsstunde einer Marvel-Ikone.
Drittteuerster Comic: Action Comics #1
Wenn Comics einen Wert im Millionenbereich erreichen, fällt ein Name immer wieder: Action Comics #1. Weil es den eigentlichen Durchbruch Supermans auslöst, bringt es in einem Privatverkauf 2022 satte 3,4 Millionen Dollar ein – trotz mittelmäßigem 6er-Zustand bei CGC. Elf Jahre zuvor kommt ein außerordentliches Exemplar mit 9er-Rating auf 2,1 Millionen Dollar.
Sollten sich die wenigen Besitzer der exzellent erhaltenen Action Comics #1 eines Tages zur Veräußerung entschließen, könnten neue Weltrekorde aufgestellt werden. Wer alte Comics wie diese verkaufen kann, wird Geschichte schreiben.
*Bild-Quellen:
Superman #1 - cgccomics.com
Amazing Fantasy #15 - marvel.com
Action Comics #1 - wikipedia.org