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Golf IV: VW-Klassiker mit Sammlerpotenzial

Über vier Millionen Einheiten des Golf IV werden von 1997 bis 2006 produziert. Ferdinand Piëchs großer Wurf steht für rigorose Qualitätsstandards, eine spritzige Motorenvielfalt und genießt in der VW-Community Kultstatus. Einige Modelle besitzen heutzutage Sammlerwert. Wir nehmen die Wertentwicklung, Kauf- und Verkaufschancen des Kompakt-Beststellers unter die Lupe und erklären, wie gut sich der Vierer als Youngtimer schlägt.

Golf IV: Überblick

Qualität rauf, Kosten runter: Die Devise in der Entwicklung des Golf IV klingt nach Utopie, wird durch das unerbittliche Durchgreifen Piëchs aber zur Realität. Für den VW-Boss steht nach dem wirtschaftlichen Flop des Golf III alles auf dem Spiel und er scheut keine Mühen, seine Zulieferer und Ingenieure an den Rand des Menschenmöglichen zu treiben. Der „Krieg“, wie Piëch ihn nennt, zahlt sich aus: Seit ihrem Debüt im Jahr 1997 wird die vierte Generation von der Fachpresse hochgelobt. Dünne Spaltmaße, verzinkte Karosse, zwölf Jahre Garantie gegen Durchrostung – qualitative Quantensprünge für „das Auto“.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:
  1. Modellvarianten: Der Golf IV existiert als Dreitürer, Fünftürer, Variant und Cabrio; letzteres basiert jedoch auf der Technik der Vorgänger-Baureihe. Drei- und Fünftürer werden von 1997 bis 2003 gebaut, das Cabrio von 1998 bis 2002 und der Variant von 1999 bis 2006 – lange nach der Einführung des Nachfolgers Golf V im Oktober 2003.
  2. Ausstattungslinien: Mit Trendline, Comfortline, Highline und GTI stehen vier Levels zur Wahl. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass „der“ GTI kein einzelnes Sondermodell ist, sondern eine Ausstattungslinie. Sie ist mit verschiedenen Motoren erhältlich, vom 1,8-Liter-Benziner mit 150 PS bis zum kernigen Fünfzylinder des 2.3 V5 und einer Turbodiesel-Variante.
  3. Motoren: Die Vielzahl der Aggregate ist beachtlich. Das Benziner-Spektrum reicht vom gemächlichen 1.4 mit 75 PS bis zum fulminanten R32-Sechszylinder mit 241 Pferdestärken. Diesel stehen von 69 PS (1.9 SDI) bis 150 PS (1.9 TDI) zur Wahl.

Ultimativer Sammler-Golf: Der R32

Kommen wir direkt zur Krönung der Baureihe, die von allen Modellen die spannendste Wertentwicklung aufweist: Dem R32. Rund 12.000 Exemplare der Kleinserie werden zu einem damaligen Neupreis von 32.000 Euro verkauft, gewinnen jedoch innerhalb kürzester Zeit Kultstatus und verlieren nie an Wert.

Im Gegenteil:
40.000 bis 50.000 Euro bezahlen heutige Sammler für die besten Exemplare, unterhalb der 30.000 Euro geht (fast) nichts.

Nicht allein die in der Kompaktklasse ungewöhnlichen sechs Zylinder und die reizvolle Saugertechnik mit satten 241 PS, die im herrlichen Kontrast zum heutigen Downsizing- und Turbotrend steht, sondern sein Gesamtpaket macht den R32 zur Ikone. 

Allrad, 18-Zöller und 20 Millimeter Tieferlegung, aber auch König-Sportsitze und das optionale Doppelkupplungsgetriebe definieren den Reiz des R32. Besonders begehrt sind Autos nach der kleinen Modellpflege aus Mitte 2003, von Enthusiasten häufig als „Last Edition“ bezeichnet. Der R32 steht als Drei- und Fünftürer zur Wahl.

Im Übrigens:
Auch die nächstkleineren Benziner sind aufgrund ihrer Beliebtheit wertstabil, rangieren jedoch meilenweit unterhalb des R32. Liebhaber halten nach raren Kilometerständen unter 100.000 Ausschau und bezahlen für einen topgepflegten 2.8 V6 (204 PS) zwischen 10.000 und 20.000 Euro, während der beliebte 2.3 V5 (150 oder 170 PS) in ansehnlichem Zustand 5.000 bis 10.000 Euro kostet.

Spürbare Wertanstiege beim „25 Jahre GTI“

Noch seltener als der R32 und längst im Visier von Golf-Enthusiasten ist die Jubiläumsedition „25 Jahre GTI“. 3000 Exemplare werden im Jahr 2001 produziert, davon je 1.000 Modelle in den Kultfarben Black Magic Perleffekt, Tornadorot und Reflexsilber Metallic.

Das heutige Marktangebot ist extrem begrenzt; selbst für gepflegte Modelle oberhalb der 200.000-Kilometer-Grenze werden rund 20.000 Euro bezahlt. Wer Neuwertigkeit erwartet, bezahlt bis zu 40.000 Euro.

Nicht nur der 180 PS starke Vierzylinder-Benziner, sondern vor allem die markante Ausstattung des Sondermodells ist sein zentrales Highlight: Einem spezifischen Exterieur-Styling-Paket mit u.a. einer neuen Frontschürze, abgedunkelten Scheinwerfern, roten Bremssätteln und 18-Zoll-BBS-Leichtmetallfelgen stehen ein schwarzer Innenraum mit Recaro-Ledersitzen und silberfarbenen Akzenten gegenüber.

Die beschränkte Verfügbarkeit des Golf IV „25 Jahre GTI“ treibt seinen Preis seit zehn Jahren nach oben und zukünftige Wertanstiege halten wir für extrem wahrscheinlich, zumal die Rarität viermal höher im Vergleich zum R32 ist.

Stabile Preise auf dem regulären Golf-IV-Markt

Von den prominenten Topmodellen GTI und R32 abgesehen, verzeichnet der Golf IV eine solide Wertentwicklung auf dem Gebrauchtmarkt. Piëchs Qualitätsstandards haben ihr Versprechen bis heute im Großen und Ganzen gehalten: Wer einen blitzsauberen, erstklassig gepflegten Golf IV sucht, findet zwischen 2.000 und 5.000 Euro eine riesige Auswahl an Diesel- und Benzinmodellen unweit der 200.000 Kilometer. Beileibe keine Sammlerautos, aber solide Gebrauchte.

Zu beobachten ist eine stärkere Wertstabilität ab dem Baujahr 2000, weil die frühen Produktionen von qualitativen Mängeln betroffen sind. Ausfallende Fensterheber, wackelige Plastikteile und Späne im Getriebe sind nur der Anfang – vor allem die Eisbildung im Motorraum des 1,4-Liter-Vierventilbenziners ist ein schweres Problem, das ab 2000 behoben wurde.

Unser Tipp:
Wer einen Golf IV kaufen möchte, sollte einige hundert Euro Mehrpreis in die wertstabileren Autos dieses Jahrtausends investieren. Letztere sind zwar ebenfalls nicht perfekt – vor allem schwache Zündspulen sind ein gängiges Problem – doch die insgesamte Zuverlässigkeit bewegt sich auf hohem Niveau.

Kein Aufwärtstrend bei Cabrio und Variant

Wertstabilität, jedoch keineswegs Zuwachs ist das richtige Stichwort bei den Cabrios und Kombis des Golf IV. Das bis 2002 gefertigte Cabrio leidet trotz kosmetischer Updates unter der veralteten Technik des Golf III sowie einer schwachen Motorenpalette. Beim 115-PS-Benziner ist Schluss, die Preise übersteigen den Durchschnittswert vergleichbarer Drei- und Fünftürer mit festem Dach nicht signifikant – rund 3.000 Euro sind im Mittel zu erwarten.

Nur an der obersten Spitze erzielen die Cabriolets Top-Preise: Wer Neuwertigkeit ohne Mängel und fünfstellige Kilometerstände erwartet, bezahlt bis zu 15.000 Euro für das „Erdbeerkörbchen“. Die preisliche Abhängigkeit von der Laufleistung ist enorm; sogar Sammlerstücke unterhalb der 50.000 Kilometer werden heutzutage noch gehandelt.

Verkäufer befinden sich in starker Verhandlungsposition und müssen keine entgangenen Erträge befürchten, weil wir das Wertpotenzial des Cabrios als ausgereizt betrachten.

Gleiches gilt für den Kombi Golf Variant: Als „Nutzfahrzeug“ besitzt er für Enthusiasten keine Relevanz und eignet sich höchstens als preisgünstiges, zuverlässiges Familienauto. Vernünftige Exemplare sind ab 2.000 Euro zu haben. Nach oben wie unten bestehen keine sonderlichen Spielräume zur Wertentwicklung.

Bildquellen:
Titelbild und Golf IV R32 - CarRanger
25 Jahre GTI - volkswagen-classic.de

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Verfasst von Redakteur