4,3 Millionen Euro: Wertvollster BMW aller Zeiten
Mit einem Auktionspreis von 3.809.500 britischen Pfund (umgerechnet ca. 4,3 Mio. Euro) ist der BMW 507 das wertvollste jemals versteigerte Fahrzeug der Bayerischen Motorenwerke. Den vorherigen Schätzpreis von 2 bis 2,5 Millionen Pfund deutlich übertreffend, wird die Rekordsumme auf einer Bonhams-Auktion am Rande des Goodwood Festivals of Speed 2018 erzielt.
Zwei primäre Gründe erklären den unerwartet hohen Betrag der silbrig-blau lackierten Chassis-Nummer 70067: Erstens zählt der 1957 gebaute Roadster zu einer Kleinserie von insgesamt nur 252 hergestellten BMW 507, zweitens stammt er aus dem alleinigen Vorbesitz der Formel-1-Koryphäe John Surtees. Der Brite hält das Privatfahrzeug unglaubliche 70 Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 2017, bevor der Zweisitzer von seinen Nachkommen zur Versteigerung freigegeben wird.
Die Lebensleistung Surtees‘ ist unerreicht: Kein anderer Rennfahrer gewann sowohl Weltmeistertitel in der Formel 1 als auch bei der Motorrad-Weltmeisterschaft. Wer den über vier Millionen Euro Euro teuren BMW seit 2018 besitzt, ist unbekannt.
Sicher ist nur: Neben John Surtees, der unvergessliche Erinnerungen mit dem spektakulären Achtzylinder verband, erstarren auch BMW-Enthusiasten ehrfürchtig vor der Schönheit der offenen Design-Ikone.
Geteilte Kosten: Ein außergewöhnliches Geschenk
Wer heutzutage das Privileg besitzt, den legendären Oldtimer verkaufen zu können, erhält für einen BMW 507 mindestens zwei Millionen Euro. Dass John Surtees‘ Exemplar diese Summe um das Doppelte übersteigt, liegt am unsterblichen Namen der Rennikone ebenso wie an der originellen Geschichte der Chassis-Nummer 70067.
Wir schreiben das Jahr 1957: John Surtees gewinnt seinen ersten Motorrad-Weltmeistertitel mit dem italienischen Team MV Agusta. Gegründet wird es 1945 von Graf Domenico Agusta, der Surtees für seine Leistung einen besonderen Dank erweisen möchte. „Wir müssen Dir ein Geschenk bereiten – denk dir eins aus“ fordert er den Briten auf. Passenderweise reist der Rennfahrer zum Saisonstart 1957 an den Hockenheimring, wo ihm ein wunderschönes Auto neben der BMW-Boxengasse ins Auge sticht.
Entwicklungschef Alex von Falkenhausen lässt Surtees eine Runde mit dem 507 drehen. Sofort erobert der deutsche Roadster das Herz des englischen Rennfahrers mit seinem 3,2-Liter-V8, der 165 PS statt der serienmäßigen 150 PS unter der Motorhaube entwickelt. Bis zu 220 km/h heben den offenen Sportwagen in die Liga der schnellsten Autos seiner Zeit.
Der konkurrierende Mercedes 300 SL, Ende der 1950er-Jahre das schnellste Straßenfahrzeug der Welt, kommt auf maximal 260 km/h.
Ein Verkaufsleiter klärt Surtees über die Seltenheit des BMW 507 auf, woraufhin der Brite schnell reagiert und Graf Agusta seinen Wunsch mitteilt. Letzterer zögert aufgrund des saftigen Preises: Satte 3.200 Pfund Sterling, umgerechnet 26.500 D-Mark und heutzutage unter Berücksichtigung der Kaufkraft knapp 200.000 Euro, soll das Cabrio kosten. Man einigt sich auf einen Kompromiss: 50 Prozent des BMW spendiert der Graf, die andere Hälfte bezahlt Surtees aus eigener Kasse.
Kein deutsches Auto in Maranello
1958 gelingt dem Rennfahrer mit MV Agusta ein weiterer Mega-Erfolg: 23 hintereinander gewonnene Motorrad-Rennen machen Surtees zur lebenden Legende. Im selben Jahr wird er zu Großbritanniens Sportler des Jahres gewählt. 1960 beendet er seine fulminante Motorrad-Karriere mit zwei zusätzlichen Weltmeisterschaften in der 350er- und 500er-Klasse.
Noch im selben Jahr feiert er im Lotus-Team sein Debüt in der Formel 1. Doch die Ambitionen sind höher. Ende 1962 begibt sich John Surtees mit seinem BMW 507 auf den Weg nach Maranello, nachdem er seine 150-PS-Auslieferung des Sportwagens auf die leistungsgesteigerte 165-PS-Variante upgraden lässt.
Als er mit der bayerischen Sportwagen-Spitze vor dem Ferrari-Werk vorfährt, um seinen neuen Formel-1-Vertrag zu unterzeichnen, muss er harte Kritik vom charismatischen Firmengründer Enzo Ferrari einstecken: „Deutsches Auto! Das geht gar nicht!“ Fast droht sich Surtees Traum, einen Ferrari 330 GT zu bekommen, in Luft aufzulösen.
Doch sein neuer Rennstahl „beschenkt“ ihn mit der wunderschönen Pininfarina-Karosse. Was Surtees erst später erfährt: Die Kosten des Autos werden ihm von seinem Rennfahrer-Gehalt abgezogen. Letzteres dürfte jedoch nicht allzu gering ausgefallen sein, denn bereits im Folgejahr 1964 gewinnt Surtees für Ferrari die Fahrerweltmeisterschaft der Formel 1.
Leichtgewicht mit prominentem Besitzerkreis
Seinen begehrten BMW 507 bringt John Surtees ins heimische Surrey zurück. Kaufversuche anderer Liebhaber weist er konsequent zurück, sodass der Roadster bis 2017 sage und schreibe 70 Jahre im Besitz des achtfachen Motorsport-Weltmeisters verbleibt. Ein echtes Highlight des Modells ist sein handgefertigtes Hardtop, mit dem nur 11 der 252 Exemplare ausgeliefert werden.
Spannend ist auch die Tatsache, dass jeder BMW 507 ein Unikat darstellt. Besondere Prominenz erlangt der Münchner Flitzer als Lieblingsauto Elvis Presleys, der den Sportwagen während seiner Dienstzeit als amerikanischer Soldat in Bad Nauheim erwirbt und 1959 rot lackieren lässt.
Auch Hollywood-Produzent John Derek, die deutsche Rennikone Hans Stuck und Bondgirl-Darstellerin Ursula Andress („James Bond jagt Dr. No“) zählen zum exklusiven Besitzerkreis des agilen Zweisitzers. Aus der Feder des Designers Albrecht Graf von Goertz‘ stammend, der neben dem BMW 507 auch den zeitgleich präsentierten 503 entwirft, zeichnet sich der erstmals 1955 im New Yorker Waldorf-Astoria Hotel vorgestellte Sportwagen nicht nur durch sein Leichtgewicht von 1.330 Kilogramm aus.
Vor allem die wunderschöne Optik mit langgezogener BMW-Niere, seitlichen Kiemen und runden Scheinwerfern sorgt bis heute für offene Münder. Sie dient als Inspiration für den ebenfalls legendären BMW Z8, der von 2000 bis 2003 die Bayerischen Motorenwerke verlässt. Wer heutzutage diesen Youngtimer verkaufen möchte, erhält durchschnittlich allerdings nur ein Zehntel des Preises eines 507.
Vom wirtschaftlichen Desaster zur Jahrhundert-Ikone
An die Produktionszahlen des Z8 (5.703 Stück) kommt der 507 ebenso wenig heran wie an jene des konkurrierenden Mercedes 300 SL (3.258 Exemplare). Hinter der Mini-Auflage von 252 Autos steckt keine Intention der Verknappung, sondern ein wirtschaftliches Desaster: Die vom US-Importeur Max Hoffman angestrebten Verkaufszahlen von 5.000 Stück werden um Längen verfehlt, weil die Produktionskosten des BMW 507 in schwindelerregende Höhen reichen.
Aus dem ursprünglich vorgesehenen Verkaufspreis von 5.000 US-Dollar werden über 10.000 US-Dollar und der Roadster treibt die Bayerischen Motorenwerke an den Rand des Bankrotts. 1959 verzeichnet BMW ein Minus von 15 Millionen D-Mark und verliert mit jedem produzierten 507 bares Geld. Erst der Einstieg des Großinvestors Herbert Quandt rettet das 1916 gegründete Traditionsunternehmen vor dem Untergang.
Trotz des ökonomisch düsteren Kapitels der Firmengeschichte zählt der BMW 507 heutzutage zu den größten Autolegenden aus München. Seinerzeit gelingt es ihm, das sportliche BMW-Image der Vorkriegszeit wiederherzustellen, dem Markenprestige einen kräftigen Boost zu verleihen und somit die Grundlage für spätere Verkaufserfolge zu legen.
Will man heute den Oldtimer verkaufen, ist problemlos der doppelte Preis eines 300 SL Flügeltürers möglich. Nach heutigem Stand (2023) haben rund 200 Fahrzeuge den Wandel der Zeit überlebt. Zuletzt wurde am 30. September 2022 ein Exemplar für 2.315.000 Dollar auf der Bonhams Audrain Concours Auktion verkauft, das sich vier Jahrzehnte in einer Garage in Philadelphia versteckte.
Möchten Sie den 507er-Nachfolger BMW Z8 als Youngtimer verkaufen, sind derzeit noch keine Millionenbeträge erreichbar. Neuwertige Exemplare der begehrten Alpina-Ausführung kosten Anfang 2023 rund 400.000 Euro.
Platz 2: BMW 328 Roadster (1937)
Den zweiten Rang der teuersten jemals verkauften BMWs erobert ein Traumsportwagen der 1930er-Jahre: Der 328 Roadster. Rund 460 Mal produziert, zählt die zweisitzige Mille-Miglia-Ikone mit dem markentypischen Reihensechszylinder zum Höchsten und Begehrtesten, was sich die BMW-Sammlerwelt vorstellen kann.
2014 wird die Fahrgestellnummer 85095 aus dem Jahr 1937 für satte 990.000 US-Dollar durch Bonhams auf der Quail Lodge Auction versteigert. Erstmals 1936 auf dem Eifelrennen der Nordschleife einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt, erlangt der 328 sofort den Sieg in seiner Hubraumklasse und nimmt später sogar am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil.
Serienmäßig ausschließlich als Roadster erhältlich, wird der 328 von verschiedenen Karosseriebauern in abweichenden Varianten hergestellt und sticht vor allem durch die offene Konstruktion seiner Türen ins Auge.
Platz 3: BMW i8 Concours d’Elegance Edition (2014)
Zu den modernen BMWs mit dem höchsten Wiedererkennungswert zählt der Elektro-Sportwagen i8. Zum US-Verkaufsstart des Hybrid-Dreizylinders im Jahr 2014 überlegten sich die Münchner ein besonderes Schmankerl: Das Unikat „Concours d’Elegance Edition“, in Pebble Beach für 825.000 Dollar und somit den sechsfachen Listenpreis eines gewöhnlichen i8 versteigert.
US-Talkshowlegende und Autosammler Jay Leno übernimmt für Gooding & Company den Job als Auktionator. Die Liste an Besonderheiten gegenüber einem klassischen i8 ist jedoch überschaubar: Neben einer Speziallackierung in Frozen Grey Metallic erhält der zahlungskräftige Besitzer eine spezielle, gebleichte Lederausstattung. Türrahmen und Kopfstücken tragen jeweils einen Schriftzug der Concours d’Elegance Edition, dazu gibt es Sicherheitsgurte und Kontrastnähte in einem einzigartigen Blauton.
*Bild-Quellen:
Screenshots - Goodwood Road & Racing - https://youtu.be/3TE2TZY6jhA