Spekulativer Preis, enormes Gewicht
Mit einem geschätzten Marktwert von 2,5 Millionen australischen Dollar (ca. 1,6 Mio. Euro) ist der Olympic Australis wahrscheinlich der teuerste Opal aller Zeiten.
Weil die letzte Bewertung aus dem Jahr 2005 stammt, dürfte der heutige Wert inflationsbereinigt bei mindestens 4,1 Millionen australischen Dollar (ca. 2,64 Mio. Euro) liegen.
1956 in der abgelegenen „Opal-Hauptstadt“ Coober Pedy in Südaustralien entdeckt, hält der Gigant mit seinem Gewicht von 17.000 Karat (3,4 kg) jahrzehntelang den Rekord als schwerster Opal aller Zeiten und zählt zusammen mit dem Aurora Australis, dem Fire of Australia und anderen Weltklasse-Juwelen zur absoluten Hall of Fame der australischen Super-Opale.
Kurz nach seiner Entdeckung gelangt der Olympic Australis in den Besitz von Altmann & Cherny Ltd., eines in Sydney ansässigen Opalhändlers, in dessen Showroom die Jahrhundert-Entdeckung bis heute bestaunt werden kann. Die Unsicherheit bezüglich des wahren Marktwertes resultiert aus zwei Faktoren: Erstens sind Opale die am schwierigsten zu bewertenden Edelsteine der Welt, zweitens stellen Referenzpreise aus neuzeitlichen Auktionen bei den farbprächtigen Schmucksteinen eine Seltenheit dar.
Warum ist der Olympic Australis so wertvoll?
Während die meisten Opale zu Ringen, Anhängern und Ohrringen moderater Ausmaße geformt werden, würde der Olympic Australis nicht einmal in den Schmuckkasten seiner stolzen Besitzerin passen: Gewaltige 28 Zentimeter lang, bringt es der Goliath auf eine Dicke von 12,5 Zentimetern und eine Breite von 11,5 Zentimetern.
Neben seinen monströsen Dimensionen sind der unbearbeitete Charakter und die Farbpracht für den enormen Wert des Olympic Australis verantwortlich: Der hellblaue Brocken wird von ockerfarbenem Muttergestein umgeben, dessen Anteil laut Altmann & Cherny lediglich ein Prozent beträgt. Die restlichen 99 Prozent sind reiner Opal.
Im Gegensatz zu anderen Opalen, die ihre finale Schönheit durch Schliffe und Polituren erhalten, wird der Olympic Australis seit seiner Entdeckung in komplettem Rohzustand gehalten, was eine klassische Opalbewertung nach den gängigen Kriterien (Farbspiel, Muster, Helligkeit, Form, Einschlüsse etc.) erschwert.
Altmann & Cherny schätzt, man könnte aus dem Koloss 10.000 verschiedene Edelsteine zu je 1 Karat schleifen, deren gesamter Schmuck-Wert rund 1,8 Mio. australische Dollar (1,16 Mio. Euro) betrüge.
Opal ist ein amorphes (=keine geordneten Atomstrukturen) Mineral, das im Gegensatz zu den meisten Edelsteinen keine Kristallstruktur aufweist und beträchtliche Wassereinschlüsse (meist 4 bis 9 Prozent, bis zu 20 Prozent) besitzt. Aus kleinen Siliziumoxid-Kügelchen zusammengesetzt, deren Zwischenräume mit Luft, Wasser und Wasserdampf gefüllt sind, erhält der Edelstein seine schillernde („opalisierende“), oftmals bunte Ästhetik durch die variierende Lichtbrechung an den Kügelchen.
Zu differenzieren sind der überwiegend für die Schmuckstein-Herstellung genutzte Edelopal und der weniger interessante, gemeine Opal. Rund 95 Prozent der globalen Förderung findet in Australien statt.
Die Entstehung erfolgt in Hohlräumen von Gesteinen, wo sich Siliziumdioxid-Kügelchen über Jahrtausende in regelmäßigen Mustern anordnen und ihre Farbpracht entwickeln. Seit der Antike zu Schmuck verarbeitet, wurden Opale im alten Rom hoch geschätzt und teils teurer gehandelt als Diamanten.
Vom Boden-Absturz ins Guinness Buch der Rekorde
Zurück zum Olympic Australis und der Frage, wie das riesige Objekt der Begierde überhaupt gefunden wurde. Abweichende Versionen der Entdeckungsgeschichte kursieren im Netz; die zuverlässigste stammt vom Bergmann Frank Tethridge persönlich und lautet folgendermaßen: Als Frank im Jahr 1956 mit seinem Kollegen Bert Wilson auf dem riesigen „Eight Mile“-Bergbaufeld nahe des Wüstenstädtchens Coober Pedy arbeitet, tritt er beim Ausbrennen einer Salbeipflanze und der dort lebenden Salbeischlangen in eine Bodenvertiefung und beginnt, abzusinken.
In einer Tiefe von 28 Fuß (ca. 8,5 Meter) angekommen, stößt er auf harten Boden und realisiert, dass es sich um einen riesigen Opal handelt. Frank und Bert, die wie viele heutige Menschen in Coober Pedy auf eigene Faust, aber mit offizieller Genehmigung der Regierung nach Opalen suchen, verkaufen das 3,4 Kilogramm schwere Monstrum (zu einem heute unbekannten Preis) an Greg Sherman, einen Repräsentanten des Opalhändlers Altmann & Cherny.
Erstens finden zeitgleich die Olympischen Sommerspiele von Melbourne 1956 statt, zweitens dominierte bis dato der 1938 gefundene Riesenopal „Aurora Australis“ die Schlagzeilen.
Im Eiltempo wenden sich Altmann & Cherny an Guinness World Records, die den Olympic Australis als größten Opal der Welt anerkennen – und das für Jahrzehnte. Das gigantische Aushängeschild verkauft der Opalhändler bis heute nicht: Falls Sie zufällig am anderen Ende der Welt vorbeikommen, können Sie den hellblauen Giganten im Altmann & Cherny Showroom in der 18 Pitt Street, Sydney bewundern.
Ein Golfplatz mitten in der Wüste
Bei dieser Gelegenheit empfehlen wir gleich einen Abstecher in die Heimat des Olympic Australis: Schlappe 1.900 Kilometer von Sydney entfernt, mitten in der Wüste, liegt das 1.800 Einwohner umfassende Bergbaustädtchen Coober Pedy. Menschen aus über 40 Nationalitäten besiedeln die Mondlandschaft auf der Jagd nach ihrem großen Opal-Glück und verfolgen dabei einen Lebensstil, den Sie sonst nirgendwo finden. Unterirdische Wohnungen und sogar Kirchen mit Maximaltemperaturen von 24 °C schützen die Einwohner vor der brüllenden Hitze von bis zu 50 °C, die während der Mittagszeit unter freiem Himmel herrscht. Nachts fällt das Thermometer bis knapp unter den Gefrierpunkt.
Nicht nur aus diesen Gründen ist Coober Pedy in den letzten Jahrzehnten zu einer beliebten Touristenstadt mutiert. Die edelsteinhungrigen Wüstenbewohner haben es geschafft, ihrer trockenen Heimat überraschend viel Leben einzuhauchen: Kunstgalerien, über 30 Opalgeschäfte plus dem Umoona Opal Mine and Museum, Festivals und sogar ein Golfplatz ohne Rasen zählen zum Entertainment-Repertoire des exotischen Örtchens. Daneben können Sie das bekannte Raumschiff aus dem Film „Planet der Finsternis“ (2000) bestaunen, denn Coober Pedy war bereits des Öfteren ein beliebter Hollywood-Drehort.
Sie haben einen Opal gefunden und möchten seinen monetären Gegenwert herausfinden? In Lightning Ridge, neben Coober Pedy einer der größten Edelstein-Hotspots Australiens, existiert zu diesem Zweck ein eigenes Komitee.
Zu den wichtigsten Kriterien eines wertvollen Opals zählen der „Body Tone“ (schwarze Opale sind am wertvollsten), die Farbvielfalt (rot ist der begehrteste und seltenste Ton), die ästhetische Varietät in wechselnden Lichtverhältnissen und das Muster, wobei das sogenannte „Harlequin pattern“, ein spezielles Mosaikmuster, am teuersten ist.
Daneben begutachten Experten die Helligkeit, Form, eventuelle Einschlüsse und die Herkunft, um einen möglichst präzisen Preis zu ermitteln. Unbehandelte, natürliche Opale besitzen den höchsten Schmuck-Wert. Die gesamte Evaluation ist extrem anspruchsvoll und übersteigt die Komplexität des 4C-Bewertungsschemas für Diamanten deutlich.
Platz 2: Aurora Australis
Direkt neben dem Olympic Australis können Sie im Showroom von Altmann & Cherny den Aurora Australis bewundern, der als wertvollster schwarzer Opal der Welt gilt. Obwohl er „nur“ 180 Karat wiegt, liegt seine Bewertung bei rund einer Million australischen Dollar (640.000 Euro), was den polierten und geschliffenen Stein in Ovalform pro Karat um Längen wertvoller als den Olympic Australis macht.
Benannt nach den hellen Sternen im südlichen Nachthimmel, zeichnet sich der Edelstein durch eine enorme Lebendigkeit seines Farbspiels aus und liegt – trotz seiner Mini-Größe im Vergleich zum Olympic Australis – satt in der Hand: 7,6 mal 4,6 Zentimeter sind im Universum schwarzer Opale eine gewaltige Ansage und katapultieren den Aurora Australis an die Weltspitze seiner Klasse.
Wie der faire Marktpreis im Falle einer Versteigerung ausfallen würde, kann auch in diesem Falle niemand exakt abschätzen. Gefunden wird der vorwiegend rot, grün und blau schillernde Edelstein 1938 in Lightning Ridge, New South Wales.
Platz 3: Fire of Australia
Die Bronzemedaille der wertvollsten Opale aller Zeiten gewinnt das wohl teuerste, ungeschliffene Exemplar der Welt: Mit knapp 5.000 Karat (998 Gramm) ist der Fire of Australia kein Leichtgewicht und beeindruckt durch den hohen Rot-Anteil seines Farbspiels.
Die Heimat ist identisch zum Olympic Australis: 1946 von Walter Bartram im „Eight Mile“-Bergbaufeld nahe Coober Pedy entdeckt, verbleibt der feurige Brocken über 70 Jahre im Familienbesitz und wird 2017 für knapp 500.000 australische Dollar (318.000 Euro) an das South Australian Museum verliehen, wo der Fire of Australia von der breiten Öffentlichkeit bewundert werden kann.
Dass der Edelstein verhältnismäßig günstig und nicht zu seinem fairen Schätzwert von 900.000 australischen Dollar den Besitzer wechselt, ist auf den Patriotismus von Walter Bartrams Sohn Alan zurückzuführen, der den Riesenopal unbedingt in seiner Heimat behalten wollte.
Da reale und aktuelle Transaktionsdaten für Opalverkäufe oder -auktionen im High-End-Bereich eher die Ausnahme sind und die geschätzten Marktwerte mit einer hohen Unsicherheit behaftet sind, kann unsere Top 3 trotz sorgfältiger Recherche keinen Anspruch auf absolute Gültigkeit erheben.
*Bild-Quellen:
Altmann & Cherny - www.altmanncherny.com.au